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Totgeglaubte leben länger

Das Festival Musik und Politik präsentiert vom 19.-22. Februar engagiertes Liedgut und Theorie

  • Tobias Riegel
  • Lesedauer: 2 Min.
Junge und laute Vertreter politischen Liedguts: »Blackfire« sind Ureinwohner aus den USA.
Junge und laute Vertreter politischen Liedguts: »Blackfire« sind Ureinwohner aus den USA.

Es ist eine alte Frage, ob Popmusik die Welt verändern kann. Ausgerechnet ein Protagonist der traditionell kritischen Folkmusik hat das immer bestritten: Bob Dylan sträubte sich so heftig wie vergeblich gegen das Label »politischer Liedermacher«. Dennoch – hat nicht gerade seine Songperle »Blowin' in the Wind« unzähligen Friedensbewegten weltweit Mut und Kraft für ihre aussichtslosen Kämpfe gegeben? Wie es mit dem politischen Liedgut im Jahre 2009 steht, kann man nun beim 10. Festival Musik und Politik begutachten, das vom 19. bis 22. Februar an mehreren Orten mit Konzerten, Filmen, Diskussionen und einer Ausstellung eine Bestandsaufnahme wagt.

»Als wir im Jahr 2000 anfingen, galt das politische Lied bei vielen Menschen als tot«, erinnert sich Festivalmacher Lutz Kirchenwitz, der wie viele andere seines Teams schon bei den Vorläufern »Festival des Politischen Liedes« (70er und 80er Jahre in der DDR) und »Zwischenwelt« (90er Jahre) mitgewirkt hat. Doch Totgeglaubte leben bekanntlich länger. »Nun erleben wir sie: die angebliche Renaissance des politischen Liedes«, so Kirchenwitz augenzwinkernd mit Blick auf die Finanzkrise.

Ein diesjähriger Höhepunkt wird das Konzert des britischen Politsong-Urgesteins Billy Bragg am 21. Februar um 21 Uhr im Babylon sein. Englands angeblich »letzter politischer Songwriter« war übrigens schon 1986, 1989 und 2000 mit von der Partie. Im Vorprogramm spielen die US-Ureinwohner von »Blackfire« Punkrock.

Die Ausstellung »Zeitzeichen« in der Galerie ZwiEt beschäftigt sich mit 16 Songs, die laut Kirchenwitz »einfach zum Soundtrack unseres Lebens gehören«. Hier werden Lennons »Imagine« genauso wie die Arbeiter-Hymne »Auf, auf zum Kampf« auf ihre Entstehung, Wirkung oder eventuellen Missbrauch untersucht.

Insgesamt werden beim Festival 24 Künstler aus acht Ländern zu 13 Konzerten zusammenkommen, werden zusätzlich fünf Filme gezeigt – darunter die Dokumentation »The Power of Song« über Folk-Legende Pete Seegers (21.2., 18 Uhr, Babylon). Als neue Sektionen wurden das »Dreiländereck« und das »Balladenportal« eingeführt – auch um, wie Konstantin Wecker im Grußwort fordert, »unseren Liedern wieder echte politische Relevanz zu verschaffen.« »Kein schlechter Vorsatz«, findet auch Lutz Kirchenwitz.

Babylon, Rosa-Luxemburg-Str. 30; Galerie ZwiEt, Danziger Str. 101; Zapata, Oranienburger Str. 64; White Trash, Schönhauser Allee 6-7; www.musikundpolitik.de

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