Wunschliste ohne Schwerpunkt

Familienbeirat zeigt Ergebnisse des Online-Dialogs mit Bürgern auf

  • Jana Findeisen
  • Lesedauer: 2 Min.

»Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist nicht lebbar in Deutschland«, findet die Internet-Userin mit Namen »MissyD«. Eine Idee, wie man das ändern könnte, hat »Paule Panke« – wie wäre es, wenn man eine »KitaCard« für alle, die keinen Kitaplatz für ihr Kind finden, einführen würde? Die Moderatorin möchte konkreter wissen, wie das aussehen soll, MissyD. meint: »Eine KitaCard setzt einen gesetzlichen Anspruch voraus. Davon sind wir weit entfernt.«

An solchen Diskussionen konnte sich Ende letzten Jahres jeder auf dem Internet-Forum »Zusammenleben in Berlin« beteiligen. Es ging um die Frage, wie Berlin familienfreundlicher werden kann. Die Ergebnisse des Austauschs mit den Bürgern stellte der Familienbeirat, der das Projekt in Auftrag gegeben hatte, gestern vor.

Eine repräsentative Studie war das nicht, wohl aber ein »Echolot« für die künftige Richtung der Berliner Familienpolitik. Denn immerhin 318 Teilnehmer aus ganz Berlin trugen mit über 600 Beiträgen zu dem vierwöchigen Dialog bei, etwa zehnmal so viele besuchten die Plattform. Mit 35 Prozent beteiligten sich Männer überdurchschnittlich stark an der Diskussion von Familienfragen. Migranten erreichte das Angebot hingegen kaum.

Wer mitdiskutieren wollte, konnte sich mit einem eigenen Profil anmelden und in Foren zu verschiedenen Themen Probleme beschreiben oder Lösungsvorschläge machen. Im Ergebnis wurde 67 konkrete Verbesserungsvorschläge herausgearbeitet.

Die lesen sich wie eine lange Wunschliste an den Senat: Von der Entfernung fremdenfeindlicher Inhalte aus Schulbüchern über die bessere Kontrolle von Tempo-30-Zonen bis zur Reduzierung von Klassengrößen und Einrichtung von Generationen übergreifenden Wohneinrichtungen reichen die Ideen. Sie sollen 2010 in den Familienbericht eingehen, der erklärterweise »nicht über, sondern mit Familien entstehen« soll. Bis dahin möchte Peter Ruhenstroth-Bauer, Vorsitzender des Familienbeirats, nicht warten. »Einige der Vorschläge könnte man schon jetzt umsetzen«, sagt er. So zum Beispiel den Wunsch nach einem Online-Portal, auf dem alle wichtigen Informationen für Berliner Eltern gebündelt zu finden sind. Auch die Situation der sanitären Einrichtungen an den Schulen wäre ein Thema, das noch dieses Jahr auf die Tagesordnung rücken könnte, findet er. Oder die Einrichtung kindgerechter Fahrradwege. Oder die Verbesserung des Betreuungsschlüssels in den Schulen und Kitas.

Und hier liegt das Problem. So lobenswert dieser partizipative Ansatz ist, desto schwieriger scheint die Umsetzung: Da stehen so viele Wünsche gleichrangig nebeneinander, dass der Senat kaum wissen dürfte, wo er anfangen soll.

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