Es geht nicht um guten Geschmack

Rainer Hachfeld über Zoten, Zeitenwechsel und – Zensur im ND?

Heute wird im Abgeordnetenhaus Berlin die Ausstellung »Rainer Hachfeld (70): 90 mal Berlin« eröffnet. Der 1939 Geborene, seit Jahren auch Zeichner für »Neues Deutschland«, gehört zu den führenden politischen Karikaturisten. Für beste Werbung im Vorfeld der Ausstellung sorgte ein CDU-Abgeordneter der Hauptstadt. Er reagierte pikiert auf die Einladung, unterschrieben vom Präsidenten des Abgeordnetenhauses, Walter Momper. Den Flyer ziert der sitzende Barack Obama, zwischen seinen Beinen aufragend: die Siegessäule, in der Sprechblase der Satz: »Yes, we can!« Der CDU-Mann schrieb an Momper: Die Hachfeld-Schau »unterschreitet auch Ihr Niveau«, es sei »das Ansehen des Parlaments zu beachten«. Berliner Karikaturenstreit – den Urheber freut's!

Rainer Hachfeld: Ohne Schamlosigkeit geht nichts.
Rainer Hachfeld: Ohne Schamlosigkeit geht nichts.

ND: Rainer Hachfeld, warum sind Sie ein eifriger Zeichner von Zoten?
Hachfeld: Die Karikatur ist seit über hundert Jahren eine zotige Kunst. Ohne diese Derbheit und Schamlosigkeit kommt sie gar nicht aus. Das Zotige ist ein Ursprung des Witzes, der Satire. Die Bloßlegung des Kreatürlichen, die Entfernung des Schleiers, den die bürgerliche Sittlichkeit vor alles hängt, um es dahinter nur um so doller zu treiben – das ist geradezu Pflicht der Karikatur. In England oder Frankreich geht es viel heftiger zur Sache.

Zur Sache … Sind Karikaturen auch Geschmackssache ?
Eine Karikatur soll nicht guten Geschmack verbreiten, sondern kritischen Verstand.

Ist das Anzügliche dennoch eine zeichnerische Besonderheit des Rainer Hachfeld? Sie springen den Menschen gern mit nacktem Hintern ins Gesicht.
Vielleicht bin ich gar nicht besonders zotig, sondern manche Betrachter und Redakteure sind besonders prüde. Trotzdem versuche ich immer wied...



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