Wider die falschen Saubermänner

Rund 70 Demonstranten protestierten gestern gegen rechtsextreme Veranstaltung vorm Landgericht

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 2 Min.
Antifas, Gewerkschafter und Anwälte protestierten gegen Nazi-Mahnwache.
Antifas, Gewerkschafter und Anwälte protestierten gegen Nazi-Mahnwache.

Die Technik spielte nicht mit. Ohne Lautsprecherwagen, dafür mit einem Megaphon musste gestern die antifaschistische Kundgebung gegen eine Mahnwache von Neonazis vor dem Berliner Landgericht auskommen. Dennoch protestierten die 70 Teilnehmer, unter ihnen Antifas, Rechtsanwälte und Gewerkschafter, lautstark gegen die Rechtsextremen, die sich wegen eines Prozesses zu Kindesmissbrauch vor dem Eingang des Gerichts versammelt hatten.

»Die Neonazis versuchen, sich ein Saubermann-Image zu geben und das Thema Kindesmisshandlung im Superwahljahr zu missbrauchen«, sagte Evrim Baba (LINKE), die die Gegenkundgebung angemeldet hatte. Auch die Antifaschistische Initiative Moabit (AIM) verwies auf die Instrumentalisierung eines »hochemotionalen Themas« durch die Rechtsextremen.

Dass ausgerechnet dieselben Rechten, die sich unverhohlen an den Nationalsozialismus anlehnen, von Kindeswohl schwadronieren, sei das bloße Schüren von Ängsten und ein Appell an niedrigste Gefühle, erklärte Artur Nähring von der AIM. »Dabei waren es doch die Nazis, die Millionen Kinder in ihrem Vernichtungskrieg ermordet haben.« Die Gruppe erinnerte zudem daran, dass auch bei den rassistischen Brandanschlägen von Neonazis zu Beginn der neunziger Jahre in Mölln und Solingen ebenfalls Kinder ermordet wurden.

Mit der gestrigen Mahnwache wollten die Neonazis um die geschasste ehemalige NPD-Kreisvorsitzende von Marzahn-Hellersdorf, Gesine Hennrich, offenbar an eine relativ große Demonstration vom Oktober 2008 mit 400 Teilnehmern zum gleichen Thema anknüpfen. Damals war Hennrich allerdings noch in der NPD, aus der sie im Februar diesen Jahres aufgrund von Erotikbildchen, die im Internet veröffentlicht waren, herausgemobbt wurde. Inwiefern Hennrich nun stattdessen im Freien Nationalen Bündnis (FNB) ihre Hetze fortsetzt, ist noch nicht genau abzuschätzen, meint Matthias Müller von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus (MBR). Das müsse man aber beobachten.

Wie bereits am vergangenen Wochenende in Oranienburg zeigten die Rechten indes gestern vor dem Amtsgericht eine schwarze Flagge mit der Aufschrift »Frontbann 24« – wahrscheinlich eine Anlehnung an einen Titel, den sich die paramilitärische faschistische SA im Jahr 1924 in einer kurzen Verbotsphase nach dem gescheiterten Hitler-Putsch gegeben hatte.

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