Der traurige Blick
Christoph Hein zum 65. Geburtstag
Die grünen Augen des Evangelisten Lukas auf dem Altarbild in der Kirche: An sie muss der dreizehnjährige Daniel denken, als er dem meergrünen Blick eines Hochseilartisten begegnet. Wie bewundert er den Mann, wie gern würde er mit ihm in die Welt reisen! Doch Kade hat kein Interesse an dem Jungen, wie auch bald nicht mehr an Frau Blüthgen, seiner Geografielehrerin; ohnehin zieht die Truppe weiter.
Frühe Enttäuschung – im Roman »Von allem Anfang an« (1997), dem am stärksten autobiografischen Buch von Hein, nur eine Episode. Wie entflieht man der Tristesse, wie entgeht man dem Schmerz, wie vermeidet man, an Ungerechtigkeit zu zerbrechen? Indem man sich an Lukas ein Beispiel nimmt? »Durch seine Augen war er vor allen anderen hervorgehoben, durch seinen besonders gelassenen, gleichgültigen Blick, den er auf den blutüberströmten, mit Nägeln durchbohrten Jesus warf. Jedesmal während des Gottesdienstes hatte ich genügend Muße, ihn zu betr...
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