Selbstmordattentat in der Provinz Babylon
Prozess um Erschießungen in Irak
Bagdad/Washington (dpa/ND). Bei dem Anschlag in der südlich von Bagdad gelegenen Provinz Babylon, so der arabische Sender Al Dschasira, sprengte sich der Täter vor einem irakischen Armeeposten in der Stadt Iskandarija in die Luft, als Bürgerwehrkämpfer dort anstanden, um ihren Sold abzuholen. Die US-Soldaten hatten erst vor kurzem die Kontrolle der Provinz an die irakischen Sicherheitsbehörden übergeben. Den Bürgerwehren, die von der US-Armee in den vergangenen Jahren als Hilfstruppen angeheuert worden waren, gehören landesweit knapp 100 000 Mitglieder an.
In den vergangenen Wochen hatte es aus der irakischen Regierung Kritik an Bürgerwehren gegeben. Angeblich sollen Kämpfer dieser Gruppen Anhänger der verbotenen Baath-Partei sein. Anderen wirft man vor, sie arbeiteten mit islamistischen Terrorgruppen zusammen. In Bagdad war es vergangenen Monat zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Bürgerwehrkämpfern und den staatlichen Sicherheitskräften gekommen, nachdem der örtliche Bürgerwehrkommandeur Adel al-Maschhadani festgenommen worden war. Ihm wird Unterstützung der Baathisten vorgeworfen.
Die Sicherheitslage im Irak hat sich nach Einschätzung des Oberkommandierenden der US-Truppen, General Ray Odierno, »erheblich verbessert«. Odierno sagte dem US-Sender CNN am Sonntag, er gehe davon aus, dass die US- Soldaten bis Ende 2011 abgezogen werden könnten. Es gebe zwar immer immer noch einige sehr schwere Zwischenfälle, aber das Land sei »viel sicherer« geworden, betonte Odierno.
Vor einem US-Militärgericht in Deutschland hat der Prozess gegen einen Hauptfeldwebel im Zusammenhang mit der Erschießung von vier irakischen Gefangenen in Bagdad begonnen. Der 40 Jahre alte Soldat muss sich seit Montag nach Angaben der US-Behörden in Vilseck (Bayern) unter anderem wegen vorsätzlichen Mordes verantworten. Ein Urteil wird für Freitag erwartet. Es ist das voraussichtlich letzte Verfahren in einer ganzen Serie von Prozessen um die Erschießung der irakischen Gefangenen. Vier Soldaten sind in den vergangenen Monaten bereits zu teils langen Haftstrafen verurteilt worden.
Im Frühjahr 2007 hatte den Ermittlungen zufolge eine Gruppe von US-Soldaten ein Mordkomplott geschmiedet, um die männlichen Gefangenen umzubringen.
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