Mit Nazijägern gegen das Vergessen

LINKE lädt am 8. Mai zu Lesung auf dem Bebelplatz / Premiere »Die Hetzjagd« mit Beate Klarsfeld

  • Klaus Joachim Herrmann
  • Lesedauer: 3 Min.
Gedenken am Ort der Bücherverbrennung
Gedenken am Ort der Bücherverbrennung

Das Lesen gegen das Vergessen auf den Bebelplatz in Mitte und die Premiere des Filmes »Die Hetzjagd« in Anwesenheit der Nazijäger Beate und Serge Klarsfeld sind die wohl auffälligsten Aktionen der LINKEN im Gedenken an den 64. Jahrestag der Befreiung vom Hitlerfaschismus am 8. Mai in Berlin.

Für Aufsehen dürfte eine Petition an das Berliner Abgeordnetenhaus sorgen, die den Bebelplatz als einen »Ort des Geistes und der Erinnerung respektiert sehen möchte«. Die Berliner werden um ihre Unterschrift gebeten, dass der Platz »grundsätzlich nicht für kommerzielle Zwecke vergeben werden darf«. Die Dimension des Mahnmals müsse jederzeit deutlich werden.

Seit nunmehr 15 Jahren treffen sich alljährlich Antifaschisten und insbesondere junge Bücherfreunde, um unmittelbar am einstigen Tatort der unseligen Bücherbrennung durch die Nazis öffentlich zu lesen. Am Gedenkort gegenüber der Humboldt-Universität werden am Freitag von 11 bis 13 Uhr vor allem Schülerinnen und Schüler der Köpenicker Merian-Schule, der Puschkin-Schule aus Lichtenberg und der Jüdischen Oberschule aus Mitte sowie eine Studiengruppe des University of Michigan Residential College aus den USA beteiligt sein. Dabei sind die Zeitzeugin Elfriede Brüning, Beate und Serge Klarsfeld und Abgeordnete der Linkspartei. Lala Süsskind, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Berlin, wird die Lesung eröffnen.

Mit welcher Intensität sich die Jugendlichen mit den Büchern auseinandersetzten, sei immer wieder erstaunlich, meint Moderatorin Gesine Lötzsch, stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion. »Es wäre schön, wenn viele Menschen kommen, um diese Jugendlichen zu erleben.«

Das gilt auch für den Vorabend mit einer Premiere und anschließenden Diskussion mit Beate Klarsfeld. Im Kino Babylon am Rosa-Luxemburg-Platz, Mitte, kommt es am 7. Mai von 18 bis 21 Uhr zur ersten öffentlichen Aufführung des deutsch-französischen Spielfilms aus dem Jahre 2008 »Die Hetzjagd« (La Traque) außerhalb von Filmfestivals. Unter der Regie von Laurant Jaoui zeichnet der Film die Jagd von Beate (Franka Potente) und Serge Klarsfeld (Yvan Attal) auf den deutschen Kriegsverbrecher Klaus Barbie (Hanns Zischler) nach. In Bolivien stöberten sie ihn auf, erwirkten trotz Morddrohungen und eines Autobombenattentats Auslieferung und Urteil.

Die LINKE wolle mit der Einladung von Beate Klarsfeld »ihre Leistungen bei der Aufdeckung und Verfolgung von Nazikriegsverbrechern würdigen«, sagt die Initiatorin Gesine Lötzsch. »Die bundesdeutsche Justiz war Jahrzehnte im Bummelstreik, wenn es um die Verfolgung von Nazikriegsverbrechern ging. Beate Klarsfeld hat Justiz und Politiker immer wieder öffentlich unter Druck gesetzt. Das muss endlich auch in unserem Land Anerkennung finden.«

Kostenlose Karten für »Die Hetzjagd« bitte reservieren per Fax 22 77 60 70 oder per E-Mail: gesine.loetzsch@bundestag.de

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.