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  • 20 Jahre nach '89 - 52 Geschichten

Ein Banker, der links tickt

Edgar Most über die Einheit von Wirtschafts-und Sozialpolitik und die deutsche Einheit

Er bekennt freimütig, zu den Gewinnern der deutschen Einheit zu gehören: Edgar Most. Mit 26 Jahren war er der jüngste Bankdirektor in der DDR und mit 36 jüngstes Kollegiumsmitglied der Staatsbank der DDR; das dramatische Jahr '89 erlebte er als deren Vizepräsident. Im April 1990 gründete er die erste ostdeutsche Privatbank, die später mit der Deutschen Bank fusionierte. Im Berliner Domizil der mächtigsten Bank Deutschlands hat der einzige Ossi in deren Vorstand noch heute sein Büro, obwohl er nun in Rente ist. Dort traf sich mit ihm Karlen Vesper. Der 1940 in Tiefenort/Thüringen Geborene hat übrigens jüngst seine Memoiren vorgelegt: »Fünfzig Jahre im Auftrag des Kapitals«. In Teil 19 der ND-Serie berichtet Edgar Most, was in der DDR wirtschaftspolitisch falsch lief und wie er nach dem Mauerfall versuchte, ostdeutsche Industrie zu retten. Der Banker musste einen Pakt mit dem »Klassenfeind« eingehen.

ND: Was sagt der ehemalige DDR-Staatsbanker und spätere Deutschbanker zur Finanzkrise?
Most: Wir hatten eine solche Krise im kleinen Format schon in der DDR. Bereits in den 70er Jahren haben die entsprechenden Finanzorgane darauf hingewiesen, dass die Kreditbilanz schneller wächst als das Nationaleinkommen. Wir verwalteten eine Inflation. Doch dieser Begriff war bei uns tabu.

Die Finanzierung der Schulden wird heute genauso praktiziert wie bei der Wiedervereinigung. Wir haben damals auch alles in den Erblastentilgungsfonds genommen und dann über den Kapitalmarkt finanziert. Das kann man machen, aber die Frage ist: Wie weit will ich den Schuldenberg anwachsen lassen. Bis die Zinsen den Haushalt unbeweglich machen oder das Staatsvermögen keine Sicherheit mehr darstellt? Wir haben jetzt schon Proportionen, die einfach zu hoch sind.

Wie war das in der DDR?
Die Pro-Kopf-Verschuldung betrug in der DDR etwa 7000 Mark, in der alten Bundesrepub...


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