Hat der Jenaplan noch Zukunft?

NS-Vergangenheit Peter Petersens kompromittiert nicht automatisch dessen Pädagogik

Peter Petersen, der Begründer der Jenaplan-Pädagogik, der bislang politisch als eher unbelastet galt, diente sich nach 1933 den Nazis an. So steht es in einem neuen Buch, das unter Reformpädagogen in Deutschland für Aufsehen sorgt und die Frage provoziert: Was wird künftig aus dem Jenaplan?

Pädagogik der Vielfalt: Peter-Petersen-Schule in Berlin-Neukölln
Pädagogik der Vielfalt: Peter-Petersen-Schule in Berlin-Neukölln

Ich muss gestehen, die Nachricht traf mich wie ein Schock: Der deutsche Reformpädagoge Peter Petersen, so belegen neue Quellen, war ein überzeugter Nazi-Anhänger und Antisemit. Vieles hätte ich auf diesem Feld erwartet, nur das nicht. Zwar ist es kein Geheimnis, dass der Begründer der Waldorf-Schulen, der Anthroposoph Rudolf Steiner, sich häufig in rassistischen Äußerungen erging. Und dass die italienische Reformpädagogin Maria Montessori gelegentlich mehr als nötig mit Mussolinis Faschisten gekungelt hatte. Aber Petersen?

Bis vor Kurzem noch hielt ich das, was dazu in zahlreichen Büchern zur Geschichte der Reformpädagogik geschrieben steht, für historisch verbürgt. Die Einschätzung nämlich, dass Petersen ohne schuldhafte Verstrickung durch die Zeit des Nationalsozialismus gekommen sei. Zwar habe er im Dienste des Regimes Vorträge gehalten, es aber zugleich abgelehnt, der NSDAP beizutreten. Inzwischen wissen wir mehr, dank der akribisc...


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