Augenblicke aus vier Jahrzehnten
Ausstellung einer engagierten Fotojournalistin »Jahrgang 49« in der GBM-Galerie
»Jahrgang 49« heißt die aktuelle Ausstellung der Fotojournalistin Gabriele Senft, die in der Galerie der Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde (GBM) in Lichtenberg zu sehen ist. Der Titel ruft vielfältige Assoziationen hervor – sei es zu Liedern der gleichnamigen DDR-Liedergruppe oder zu einem Land, das abgeschafft wurde. Die sind beabsichtigt, denn es ist auch ihr Jahrgang. »Dennoch ist dies keine Ausstellung über meine Person, sondern über 40 Berufsjahre, 20 davon in der DDR, die mich sehr geprägt haben«, erklärt die Fotografin. Im Land Brandenburg, in Belzig, geboren und in Luckau das Abitur abgelegt, hat sie ihre Wurzeln in der DDR.
Fotografin wie auch Betrachter der 65 Tafeln mit zirka 85 überwiegend Schwarzweiß-Abbildungen sind gleichermaßen Zeitzeugen. Eigene Geschichten und Erinnerungen werden wach, wenn man zum Beispiel vor dem Bild aus dem Jahre 1987 mit Mikis Theodorakis auf dem Rosa-Luxemburg-Platz steht. Hier gehörte man zu den »begeisterten Fans« wie sie die Aufnahme nannte. Oder das Konzert von Mercedes Sosa im Palast der Republik, 1973 die Weltfestspiele und viele mehr. Der Besucher fühlt sich mit der Fotografin verbunden, war man doch zur gleichen Zeit am selben Ort. Das wird er auch vor anderen Aufnahmen aus den vergangenen 20 Jahren feststellen.
Die engagierte Journalistin ist mit ihrer Kamera immer dort anzutreffen, wo Menschen gegen den Krieg und für Frieden demonstrieren, dort wo sie soziale Gerechtigkeit fordern, wo sie gemeinsam mit Angela Davis Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts gedenken oder bei Konzerten mit kubanischen Künstlern. »Einige kenne ich noch, als ich beim Festival des politischen Liedes fotografierte. Diese Wochen im Februar zählen zu meinen schönsten Erinnerungen aus der DDR-Zeit.«
Bis 1990 war Gabriele Senft bei der staatlichen Nachrichtenagentur ADN-Zentralbild beschäftigt und hat vorrangig auf dem Gebiet der Kultur fotografiert. Nicht ganz freiwillig hat sie ihre Arbeit dort beendet. »Ich ging aber auch nicht ungern, weil sich der ADN doch sehr verändert hatte«. Zunächst als Fotoreporterin bei der »Jungen Welt« angestellt, ist die in Berlin lebende Fotografin seit 1993 freischaffend für sozial engagierte Medien, darunter auch das ND, tätig und zeigt ihre Aufnahmen immer wieder in thematischen Ausstellungen. Ihre Stärke ist es, sich für die Schwachen der Gesellschaft einzusetzen. Mit ihren festgehaltenen Momenten möchte sie vermittelnd wirken und linke soziale Bewegungen stärken. Dabei ist sie häufig mehr als nur Fotodokumentaristin. So fuhr sie auch als Mutter zweier Söhne mit dem Friedenskonvoi der »Mütter gegen den Krieg« nach Belgrad. In ihrem Buch »Die Brücke von Varvarin« zeigt sie die NATO-Kriegsverbrechen und setzt sich für eine Entschädigung der Betroffenen ein. Sie ist Ehrenmitglied im Berufsverband der Arbeiterfotografie e.V., sowie in der Arbeitsgruppe Solidarität bei der GBM aktiv und bei Eco mujeres, einer Vereinigung von deutschen und kubanischen Frauen.
Keine Ausstellung über ihr Leben sollte es sein und doch ist Gabriele Senft in ihren Fotos anwesend. Wer sie kennt weiß, dass sie ihre Arbeit fast unbemerkt, bescheiden aber dennoch zielstrebig verrichtet. Große Worte über eigene Erfolge wird man von ihr selten hören, dafür großartige Porträts immer wieder in den Ausstellungen finden. So auch in »Nicaragua heute«, die zu Beginn des Jahres in der Berliner und nun in der Moskauer Botschaft der Republik Nicaragua anlässlich des 30-jährigen Sieges der Sandinistischen Revolution zu sehen ist.
Sie, die von ihrem ehemaligen Zeichenlehrer, dem Bildhauer Theo Balden, gelernt hat »in einfachen Dingen Spannendes zu entdecken«, wünscht den Besuchern viel Vergnügen beim Betrachten der Fotos. Denn auch ihr bereitet es Vergnügen, »zu ihrer Meinung zu stehen«, auch weil sie weiß, dieses Empfinden »mit vielen Persönlichkeiten und Freunden zu teilen«.
Bis 21. 08. in der GBM-Galerie, Weitlingstraße 89, 10317 Lichtenberg, Mo.-Fr. 10-16 Uhr, Eintritt frei, Fotografien können erworben werden.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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