Einige werden genauer angeguckt

Des Diebstahls verdächtigter Kameruner zeigt Ladendetektive an

  • Lesedauer: 2 Min.

(ND-Meyer). Eine fast alltägliche Polizeimeldung: Ein Mann soll am Montag versucht haben, im »Kaufhof« am Ostbahnhof eine Hose zu klauen. Während der Befragung durch den Kaufhausdetektiv und des Wartens auf die Polizei kommt es zu Handgreiflichkeiten. Am Ende werden der mutmaßliche Ladendieb mit einer blutigen Nase und ein Ladendetektiv mit Schmerzen an Knie und Kiefer und einem blauen Auge ambulant in einer Klinik behandelt. So schrieb es die Polizei am Dienstag nach Kenntnisstand.

Was den Fall brisant macht, ist, dass der mutmaßliche Ladendieb, ein 36-jähriger Kameruner, den Diebstahl gegenüber der Polizei mehrfach bestritten hat und nach seiner Vernehmung und Entlassung am gleichen Abend noch einmal die Wache aufsuchte. Dort erstattete er seinerseits Strafanzeige wegen gefährlicher Körperverletzung. »Er schloss in seinen Angaben ein fremdenfeindliches Motiv für den mutmaßlichen Übergriff der Detektive nicht aus«, heißt es in der Polizeimitteilung. Nun ermittelt der Staatsschutz. Aber auch die Ansicht der Überwachungsvideos ergab nichts. »Es steht Aussage gegen Aussage«, sagt ein Polizeisprecher gegenüber ND. Der Fall gehe jetzt zur Staatsanwaltschaft.

»Es ist eine Frage der Betrachtung des Opfers«, sagt Sebastian Friedrich von Reach Out, einer Beratungsstelle für Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Berlin. Und wenn das sage, es könnte sich um einen rassistischen Hintergrund gehandelt haben, werde das bei Reach Out auch so geprüft. »Die Menschen hier haben Bilder im Kopf«, sagte Friedrich. Oft sind das ganz einfach Vorurteile. Dabei müsse es noch nicht einmal um offenen Rassismus einzelner gehen. Das Problem sieht er als ein gesamtgesellschaftliches an.

Man sieht immer wieder, dass Menschen nichtdeutscher Herkunft beispielsweise im Zug genauer angeguckt oder schneller kontrolliert werden. Vorurteile könnten auch im Kaufhaus am Montag zu dem geführt haben, was es jetzt ist: Traurig, aber eben leider fast alltäglich.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -