Kleene Geschichten in Plastetüten

Auf Entdeckungsreise im Stadtladen der Imagekampagne / Aktuelle Ausstellung zu Berlin-Zitaten

  • Steffi Bey
  • Lesedauer: 3 Min.
Sei fläche sei sprayer sei berlin – auf der langen Bank vor dem Stadtladen
Sei fläche sei sprayer sei berlin – auf der langen Bank vor dem Stadtladen

Eine überdimensionale Sprechblase klebt an der Fassade. Sie ist knallrot und eckig und nicht zu übersehen. Darunter steht eine wuchtige Bank: Auch die ist rot angemalt und 21 Meter lang. »the place to be« – der Ort an dem man sein muss – steht darauf zu lesen.

In Mitte, nahe dem Hackeschen Markt, gibt es den »be Berlin«-Stadtladen. Doch der rund 100 Quadratmeter große Raum hat nichts mit einem Souvenir-Shop gemeinsam. Touristen sollen schon angelockt werden, aber nicht von irgendwelchen Hauptstadt-Andenken. Im Stadtladen stehen vielmehr die Berliner und ihre Geschichten im Mittelpunkt: Die vielen kleinen und großen Begebenheiten, die Berlin als lebenswerte, bunte Stadt beschreiben.

Seit im vergangenen Jahr »be Berlin«, die Imagekampagne, mit der die Hauptstadt regional, national und international beworben wird, begann, wurden rund 600 Geschichten eingereicht. »Menschen jeden Alters haben ihre privaten, beruflichen, kulturellen oder sozialen Erlebnisse aufgeschrieben«, sagt Christoph Lang, Leiter der Unternehmenskommunikation von der Berlin Partner GmbH. Im Hauptstadtladen werde nun gezeigt, wie die Kampagne funktioniert.

Studenten der Fachrichtung Bühnenbild/Szenischer Raum der Technischen Universität entwickelten das Konzept für den besonderen Raum.

Besucher sollen auf Entdeckungsreise gehen. 730 verschiedene Tüten können näher betrachtet werden. Es gibt durchsichtige Exemplare, die dicht gedrängt an den Wänden hängen. In ihnen steckt jeweils ein Gegenstand, der etwas mit einer Berlin-Geschichte zu tun hat. Von der Decke herab schweben schneeweiße Papier-Tragetaschen. Wortspiele wie »sei kreativ sei weltverbesserer sei berlin« oder »sei lebensfroh sei stolz sei berlin« springen ins Auge. Es sind die Sprüche der Berlin-Botschafter, die 2008 gesucht wurden.

»Mit dieser Installation möchten wir Lust machen, mehr über die Botschafter und deren Geschichten zu erfahren«, sagt Lang. Das alles füge sich zu einem realistischen Mosaik Berlins zusammen, das geprägt ist von Vielfalt und Wandel, von liebevollen Details und spannenden Gegensätzen.

Bis Ende des Jahres hat der Stadtladen geöffnet. Es ist ein temporäres Projekt, bei dem Leerstand kreativ genutzt wird. Jeden Monat gibt es zu unterschiedlichen Themen verschiedene Ausstellungen. Immer mit Berlinbezug. So bietet der Raum Platz für die Darstellung sozialer oder künstlerischer Projekte. Noch sei das Jahr nicht durchgeplant, sagt Christoph Lang. Und hofft auf »viele, spannende Angebote«.

Noch bis 16. August wird eine Sammlung der schönsten Zitate aus Texten über Berlin präsentiert, zusammengestellt vom Verein der Freunde und Förderer des Literaturhauses.

»be Berlin«-Stadtladen, Rochstraße 15, 10178 Berlin. Geöffnet von Dienstag bis Samstag von 12 bis 18 Uhr. Weitere Infos: www.sei.berlin.de

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!