Zu viel Sonne für die Reben
Weinbau im Tessin kämpft mit Folgen des Gletscherschwunds
Als Kurt Wasmer von einem seiner Weinstöcke kommt, klingt sein Schimpfen nicht wütend, eher ein wenig resigniert. »Und seit heute haben wir dann auch noch die Reblaus. Die gab's hier seit 100 Jahren nicht mehr.« Ein weiteres Problem, denn davor kamen der Falsche und der Echte Mehltau, zudem andere Krankheiten (Viren, Bakterien). Seit einiger Zeit plagt sich der Tessiner Ökowinzer mit Schädlingen und Fäulnis herum, die es vorher so nicht gab.
Vor 30 Jahren hatte Wasmer gemeinsam mit seiner Frau Monika einige Weinlagen an den sonnigen Hängen des Bleniotals gekauft und seitdem erfolgreich Bioweine und Obst produziert. Die Lage oberhalb des Örtchens Malvaglia war ideal. Viel Sonne und ausreichend Regen. Das regionale Klima bot zudem wenig Angriffsfläche für Ungeziefer und Krankheitsbefall. Denn nach dem Regen blies meist ein kräftiger kühler Wind durch die Weinstöcke. Der trocknete auch rasch die Rebstöcke. Das ist nun anders, seit ungefähr fünf Jahren merken es die Winzer.
Dass die Durchlüftung nun weitgehend ausbleibt, hat einen simplen Grund: Sie war ein Fallwind vom Gletscher des Rheinwaldhorns. Doch die Südwestflanke des Gletschers gibt es praktisch nicht mehr, so wie viele andere in den Alpen. In der Schweiz sind die mittleren Temperaturen seit 1970 um rund 1.5 Grad Celsius angestiegen – also rund doppelt so viel wie im globalen Mittel.
Durch die frühere R...
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