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Abwertung der »Berliner Zeitung«?
Ein Betroffener über die Pläne des Verlags DuMont Schauberg
ND: Der Verlag DuMont Schauberg (MDS), zu dem neben dem »Kölner Stadtanzeiger« und der »Mitteldeutschen Zeitung« auch die »Frankfurter Rundschau« und die »Berliner Zeitung« gehören, plant, einzelne Ressorts ganz oder teilweise zu verlagern. Wird man sich bald an den Namen »Berliner Rundschau« gewöhnen müssen?
B.: Im Moment gibt es ganz andere Pläne als die Fusion der beiden Zeitungen. Die Umsetzung dieser Vorschläge würde bedeuten, dass gut funktionierende Abteilungen wie z.B. das Wirtschaftsressort geteilt würden. Das ist weder im Interesse der Redaktion noch in dem der Leser. Aber auch der Verlag kann daran kein Interesse haben, da hierdurch die Position der »Berliner Zeitung« am Markt geschwächt würde.
Die vier Abo-Tageszeitungen des Verlages haben seit der Übernahme des »Berliner Verlages« durch MDS einen regen Artikelaustausch betrieben. Diese sogenannte Syndication hat die Redaktion der »Berliner Zeitung« gestern ausgesetzt. Was war so schlecht an dieser Zusammenarbeit?
Die Redaktion hat den Artikelaustausch im Frühsommer dieses Jahres zwar akzeptiert, wir sind aber der Meinung, dass jetzt die Erfahrungen ausgewertet und Schlüsse für die weitere Zusammenarbeit daraus gezogen werden sollten. Erst dann kann man darüber sprechen, wie die Stärken der jeweiligen Blätter besser genutzt werden können. Solange dies nicht geschieht und eine Teilung und Auslagerung von Ressorts im Raume steht, lehnt die Redaktion den weiteren Austausch ab.
Die Redaktionsversammlung der »Berliner Zeitung« hat am Montag in Form eines offenen Briefs die Pläne des Verlages DuMont Schauberg kritisiert. Hat die Verlagsspitze schon auf den Protest geantwortet?
Der Verlag hat jetzt erklärt, dass vieles von den Plänen nur Ideen seien. Das begrüßen wir. Bitter ist es allerdings, dass die Entscheidung zur Auflösung des Wissenschaftsressorts bei der »Berliner Zeitung« bereits gefallen ist. Das ist unseres Erachtens kaum mit dem im Redaktionsstatut formulierten Anspruch zu vereinbaren, dass die »Berliner Zeitung« eine »Autorenzeitung mit Vollredaktion« ist.
Von den geplanten Umstrukturierungen ist auch die »Frankfurter Rundschau« betroffen. Haben die Kollegen vom Main schon auf die Pläne des gemeinsamen Arbeitgebers reagiert.
Da fragen Sie am besten in Frankfurt nach. Im Gegensatz zur »Berliner Zeitung« verfügen die Kollegen der »Rundschau« nicht über ein Redaktionsstatut und Strukturen wie den Redaktionsausschuss, der ihre Interessen nach außen vertreten kann.
Wie es heißt, soll künftig die »Berliner Zeitung« die Medienthemen nach Frankfurt liefern und die Politikberichterstattung ebenfalls von der Hauptstadt aus erfolgen. Das klingt nach Aufwertung der »Berliner Zeitung«.
Nicht unbedingt. Ob das angestrebte Korrespondentenbüro Politik tatsächlich in die »Berliner Zeitung« integriert würde, ist offen. Es gibt im Verlag die Vorstellungen von einem sogenannten Pool, der in keiner der vier betroffenen Zeitungen angesiedelt sein soll. Die Abstimmungs- und Kommunikationsprobleme hierdurch würden enorm sein. Jede Zeitung, die nicht in Berlin angesiedelt ist, hat ihre Korrespondenten in der Hauptstadt und die kennen das jeweilige Blatt und seine Bedürfnisse. Von den Problemen, die durch ein ausgelagertes Schreibbüro entstünden, wären alle vier beteiligten Blätter des Verlags gleichermaßen betroffen.
Fragen: Jürgen Amendt
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