Neues Heim für die Literaturwerkstatt

Umzug von Majakowskiring in die Kulturbrauerei

  • Jack Rodriguez
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Literaturwerkstatt hat sich für ein neues Domizil entschieden. Damit kann das renommierte, auf internationale Lyrik ausgerichtete Haus wieder zuversichtlich in die Zukunft schauen. »Wir werden zum Jahresende in die Kulturbrauerei ziehen. Der Vertrag liegt vor. Durch den Wechsel des Senats fehlt aber noch die Unterschrift des Kultursenators«, sagt der Leiter der Einrichtung, Thomas Wohlfahrt. Demnach übernehme das Land Berlin die Betriebskosten. Die trägt es auch für das derzeitige Haus im Majakowskiring 46/48 in Niederschönhausen, das  die Literaturwerkstatt bis zum Jahresende verlassen muss. Denn seit dem die Villa Anfang 2000 an die Jewish Claims Conference als Vertreter des Alteigentümers übertragen wurde, waren die Literaten nur noch geduldet. Miete haben sie seit der Besetzung des ehemaligen Sitzes vom Schriftstellerverband der DDR nie bezahlt. Mietfrei würden laut Wohlfahrt auch die neuen Räume in der Kulturbrauerei zur Verfügung stehen. Ausgewählt wurde ein ruhiger Hof hinter dem Eingang an der Knaackstraße, wo bereits auch das Russische Theater seine Bühne hat. Damit erfüllt  sich für die Literaturwerkstatt auch der Wunsch nach einem zentral gelegenen Quartier. In der Vergangenheit musste sie sich mehrmals gegen den Umzug an den Stadtrand wehren. Angeboten wurde als Ausweichobjekt beispielsweise das landeseigene ehemalige Gebäude der Akademie der Wissenschaften an der Autobahnauffahrt hinter der Prenzlauer Promenade. Wohlfahrt hätte in dem unansehnlichen Plattenbau um das Prestige seiner Arbeit fürchten müssen. Außerdem rechnete er wegen der verkehrsungünstigen Lage mit dem Verlust von Zuhörern. Zwar passen in den Raum in der Kulturbrauerei nur 90 Besucher statt bisher 150. Aber bei publikumswirksamen Lesungen könnten weiterhin genügend Interessierte Platz finden, sagt Wohlfahrt: »Wir können auch andere Säle auf dem Gelände nutzen.« Durch die in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal auf dem Potsdamer Platz veranstaltete »Nacht der Poesie« ist die Literaturwerkstatt selbst bei Lesemuffeln zu einem Begriff geworden. Bei Bücherfreunden und Schriftstellern sowieso: Autoren aus aller Welt wurden dort für den deutschsprachigen Buchmarkt entdeckt. So der Amerikaner Paul Beatty, dessen Roman »Der Sklavenmessias« 1999 bei Rowohlt Berlin erschien. Autoren wie Christa Wolf, Christoph Hein und Volker Braun waren wiederholt zu Gast. Als bisher größtes Projekt hatte die Literaturwerkstatt im Jahr 2000 mehr als 100 Schriftsteller aus fast allen europäischen Ländern mit dem »Literaturexpress« quer über den Kontinent geschickt, um fremdsprachiger Poesie und ihren Übersetzern ein Forum zu geben. Daneben gibt es den Nachwuchswettbewerb »Open Mike« und die Internetplattform Lyrik-Line.
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