Eine Nacht mit Nofretete

Mauerfall und Zeichnen als Schwerpunkte der 25. Langen Nacht der Museen

  • Volkmar Draeger
  • Lesedauer: 3 Min.
Temporäre Kunsthalle als nächtlicher Treffpunkt
Temporäre Kunsthalle als nächtlicher Treffpunkt

Vielleicht ist es ein Zufall, der die 25. Lange Nacht der Museen im Jahr 20 nach der Maueröffnung stattfinden lässt. Auf jeden Fall lieh dieses Zusammentreffen der Jubiläums-Nacht ihr Motto »Museumslandschaft im Wandel«. Denn auch das hat die deutsche Vereinigung bewirkt: Bestände, die nach dem Krieg willkürlich getrennt wurden, fanden endlich wieder zusammen.

So heißt eine Ausstellung im Alten Museum »Vereinigungen«. Vereinigt werden etwa Plastiken von Nofretete und ihrer späteren Nachfolgerin Kleopatra ebenso wie von Nofretete und ihrem Gemahl Echnaton.

Rund 100 der zirka 175 Berliner Museen und Sammlungen vereinen sich ihrerseits zum vielseitigen Ausstellungskorso, der Besucher auf den Rundgang durch die Nacht lockt. Eröffnungs- und Ausgangspunkt auch für den Bus-Transfer der Routen 1 bis 6 ist diesmal das Alte Museum. Mit insgesamt acht Shuttle-Bus-Routen erreicht man über 80 Zielorte, von denen die zentral in Mitte gelegenen auch zu Fuß erwandert werden können. Route 7 beginnt und endet am U- und S-Bahnhof Rathaus Steglitz, die BVG-Linie 114 fungiert als Route 8, die von und nach Bahnhof Wannsee fährt und auch die Liebermann-Villa und das Haus der Wannsee-Konferenz ansteuert.

Nutznießer der Vereinigung ist auch das Deutsche Historische Museum, 1990 in West-Berlin gegründet, dann, mit neuer Halle, ins Museum für Deutsche Geschichte im ehemaligen Zeughaus übergesiedelt. Eine Ausstellung resümiert dort 24 Lange Nächte. Gewonnen haben ebenso das noch unvollendete Kunstforum, das Märkische Museum, dessen Bestände ins Neue Berlin Museum im Marinehaus umziehen, oder das zur Erinnerungsstätte gewordene Notaufnahmelager Marienfelde. Viele teilnehmende Museen sind überhaupt erst nach der Vereinigung entstanden, wie das 1. DDR-Motorrad-Museum und, als jüngster Zuwachs, das Deutsche Fußballmuseum in Lichtenberg.

Zweiter Schwerpunkt der Jubiläumsnacht ist das Thema Zeichnen, das durch mannigfache Aktivitäten zu neuem Leben erweckt werden soll. Denn kreative Berufe in Kunst wie Technik beginnen mit einer Zeichnung. »The Big Draw« benennt sich nach einem in England erfolgreichen Trend und ruft in vielen Museen zu eigener Betätigung. So heizt das Kupferstichkabinett durch selten gezeigte Meisterblätter vor Gemälden die Zeichenwilligkeit an und lässt den größten Comic Berlins entstehen. Das Bode-Museum bietet Akt- und Skulpturenzeichnen, in der Friedrichswerderschen Kirche kann man klassizistischen Faltenwurf mit Stift und Papier nachvollziehen. Im Kunstgewerbemuseum, das Modefotografie der DDR zeigt, widmet sich ein Workshop dem Modezeichnen, im Museum für Kommunikation leiten Graffiti-Künstler beim Umgang mit Spraydosen an. Das Schwule Museum präsentiert mit »Frauen und Jungs« Zeichnungen von Herbert List aus den 1940ern, das Freimaurerische Museum öffnet schlicht zur Besichtigung.

Erstmals dabei mit Führung, Jazz und Film ist das Stasimuseum. Zu den vielen Einrichtungen mit Kinderprogramm zählt etwa die Königlich-Preußische Porzellanmanufaktur, wo die Jüngsten mit Porzellan formen und gestalten können. Zum Wissensquiz lädt sie die Archenhold Sternwarte, zum Kunstfest die Bernhard-Heiliger-Stiftung, zum Spielen wie früher das Heimatmuseum Reinickendorf, zum Zauberprogramm das Jüdische Museum, zum Malwettbewerb für Friedenstauben das Mauermuseum.

Mit dem Kombiticket für 12/8 Euro im Vorverkauf, 15/10 Euro am Veranstaltungstag »fliegt« man, ohne Taube, preiswert per Bus, BVG und Bahn von Ort zu Ort.

29.8, 15-5 Uhr, Tel.: 24 74 98 88, www.lange-nacht-der-museen.de

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