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Der Nazis liebste Kleiderkammern

In Friedrichshain und Lichtenberg wehren sich Bürger gegen »Thor Steinar«

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 2 Min.

Über Nacht blieb der Container unbeschädigt. »Der einzige Vandalismus«, lacht Gigi von der Friedrichshainer Initiative gegen Rechts, »war ein Anti-Nazi-Aufkleber.« Und damit könne man natürlich bestens leben. Groß und unübersehbar steht seit gestern der mit Anti-Thor-Steinar-Slogans besprühte Container vor dem umstrittenen Geschäft »Tromsø«, das in Friedrichshain die bei Neonazis beliebte Marke »Thor Steinar« verkauft.

Die Protestaktion direkt vor dem rechten Klamottenladen, die gestern den Medien präsentiert wurde, wird auch von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus (MBR) unterstützt. »Wir informieren über rechtsextreme Infrastruktur und entwickeln Handlungsstrategien«, sagt Sabine Kritter von der MBR. Ganz neu ist die Idee mit dem Informationscontainer indes nicht, ausprobiert wurde die Straßenaktion bei einem ähnlichen Geschäft in der Rosa-Luxemburg-Straße in Mitte im Mai 2008 – damals mit großem Erfolg. Denn die Informationscontainer lenken die Aufmerksamkeit der Passanten auf die »Thor Steinar«-Geschäfte und halten damit die kritische Debatte über solche Läden am laufen.

Welche Funktion die Geschäfte für die rechte Szene haben, beschreibt die Grünen-Abgeordnete Canan Bayram: »Das ist ein Treffpunkt für Nazis, Möchtegern-Nazis und deren Sympathisanten.« Von den Läden aus ziehen sie dann pöbelnd durch den Kiez, um ihre rechte Ideologie zu verbreiten.

Wie real die Gefahr ist, in Friedrichshain Opfer von rassistischer oder Nazi-Gewalt zu werden, belegt ein Plakat, dass an dem Container angeklebt ist. Dort dokumentiert die lokale Registerstelle seit Beginn dieses Jahres auf einer Straßenkarte mit Kreuzen die Orte der Übergriffe – der Kiez ist übersät davon. Erst Mitte Juni schlugen Nazis, die in der Diskothek Jeton gesoffen hatten, einen 22-jährigen Neuköllner fast tot. Einer der Nazi-Täter soll »Thor Steinar«-Klamotten getragen haben.

Beim Widerstand gegen das »Tromsø« macht auch der Bezirk mit. Seit der Laden Anfang März öffnete, setzt sich Wirtschaftsstadtrat Peter Beckers (SPD) beim Inhaber des Hauses für die Schließung des Geschäfts ein. »Es läuft eine Räumungsklage des Eigentümers, die hoffentlich zum Ende des Jahres entschieden wird«, erzählt Beckers. Dann könnte Schluss sein mit der Geldmacherei mit dem fragwürdigen rechten Symbolik-Kitsch.

Solange wollen sich junge Antifaschisten indes nicht gedulden: Für den heutigen Sonnabend planen linke Gruppen eine Doppel-Demonstration gegen das »Tromsø« in Friedrichshain und gegen das Lichtenberger Bekleidungsgeschäft »Horrido«. Die Demonstration unter dem Motto »Gegen Naziläden und Strukturen überall« beginnt um 15 Uhr am Frankfurter Tor. Auf der Route nach Lichtenberg ist auch eine Zwischenkundgebung vorgesehen: Vor der Diskothek Jeton.

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