Ab Mai Picknick auf dem Flugfeld
Einstiger Flughafen Tempelhof wird 2010 für die Bürger geöffnet – der Zaun bleibt
Schon der Ort der Offenbarung klang vielversprechend: Im Gartenhaus des »Picknick-Areas« auf dem Gelände des stillgelegten Flughafens Tempelhof verkündete Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) gestern ihre Pläne für die Öffnung des Flugfeldes. Im Mai nächsten Jahres soll es endlich so weit sein und das gesamte, über 300 Hektar große Areal für die Bevölkerung geöffnet werden.
Zuvor soll es ab Oktober bereits Führungen per Pedes, Rad und Bus über das Gelände geben, an den ersten beiden Oktoberwochenenden noch kostenlos. Ebenfalls ab Oktober kann die benachbarte »Turnergemeinde in Berlin e. V.« einen Teil der von den Amerikanern einst als »Picknick-Area« genutzten Sport- und Freizeitflächen am Columbiadamm mieten. Hier kann Softball, Tennis oder auch Beachvolleyball gespielt werden.
Ursprünglich wollte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung bereits in diesem Frühjahr die Tore des Flugfeldes öffnen. Bürgerinitiativen und Anwohner hatten dies immer wieder gefordert. Junge-Reyer begründete die Verspätung damit, dass Berlin erst ab heute Eigentümerin des gesamten Areals ist. Das Land hatte die Bundesanteile für 35 Millionen Euro übernommen. Außerdem wurde erst Mitte August das juristische Verfahren um die Schließung Tempelhofs abgeschlossen. Das Bundesverwaltungsgericht bestätigte die planungsrechtliche Entwidmung des Flughafens, so dass hier nun endgültig ein Flugbetrieb nicht mehr möglich ist. »Jetzt können wir unsere Pläne umsetzen«, so die Senatorin.
Bis ab Mai 2010 »die Eroberung des Tempelhofer Feldes für alle« (Junge-Reyer) starten kann, muss die Flugsicherung ihre Anlagen abbauen und das Gelände für 800 000 Euro hergerichtet werden. Baufällige Treppenanlagen, Feuerlöschbecken, Brüstungen müssen gesichert werden, ebenso sollen Brutgebiete von Vögeln geschützt werden. Dann könne sich jeder in Berlins größter Parklandschaft frei bewegen, versicherte die Senatorin. Allerdings nur von »Sonnenaufgang bis -untergang«, dann müssen die Besucher das Gelände verlassen, ähnlich wie im Britzer Garten und am Schloss Charlottenburg. Der Eintritt jedoch wird nichts kosten und ist an fünf Toren möglich. Einlasskontrollen sind nicht vorgesehen. Der sechs Kilometer lange Zaun um das Areal bleibt stehen, sehr zu Ärgernis der Initiative »Tempelhof für Alle«, die ihren Protest gestern auch lautstark in Junge-Reyers Presskonferenz trug. »Wir sollten den Park nicht dem freien Spiel aller Kräfte überlassen«, sagte die Senatorin.
So wird ein Wachschutz die Tore morgens auf- und abends wieder abschließen und auch sonst für Ordnung auf dem Areal sorgen. Grillen soll nur an wenigen ausgewiesenen Plätzen erlaubt sein, offenes Feuer gar nicht und für Hunde gibt es Auslaufgebiete. Für die Bewirtschaftung etwa 230 Hektar großen Parks sind jährlich etwa 1,8 Millionen Euro eingeplant, davon ein Drittel für Müllbeseitigung und Wachdienst. Derzeit laufen auch noch Untersuchungen zu Altlasten auf dem Gelände, doch Junge-Reyer gab schon mal Entwarnung: »Es gibt keine gefährlichen Stoffe im Boden, die uns davon abhalten, uns auf diesem Gelände zu bewegen.«
Laut Junge-Reyer soll das Areal auch weiter genutzt werden können, wenn es bis 2017 für 60 Millionen Euro zu einer Parklandschaft umgestaltet wird, einmündend eventuell in eine Internationale Gartenschau. An den Rändern des ehemaligen Flugfelds sollen Wohn- und Gewerbequartiere entstehen, auch die Zentral- und Landesbibliothek. Die Entwicklung des Tempelhofer Feldes soll die landeseigene Adlershof Projekt GmbH übernehmen, die in den kommenden Monaten einen »thematischen Ansatz« und ein Leitbild für die weitere Nutzung vorlegen will. Partner sind dabei die Berliner Immobilienmanagement (BIM) als Verwalterin des Flughafengebäudes und die Grünberlin GmbH, die den Park bewirtschaftet.
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