»Flexity« löst Tatra-Bahnen ab
BVG und Bombardier unterzeichnen Kaufvertrag für 99 neue Straßenbahnen
Die Berliner Straßenbahn-Flotte wird in den nächsten Jahren gründlich erneuert. Gestern unterzeichneten die BVG und Hersteller Bombardier Transportation den Vertrag über den Kauf von zunächst 99 neuen Zügen des Typs »Flexity Berlin«. Dafür stehen maximal 300 Millionen Euro zur Verfügung, finanziert vom Senat. Außerdem startet Ende nächsten Jahres die Modernisierung der Mitte der 90er Jahre eingeführten Niederflurbahnen.
Die barrierefreien und klimatisierten Flexity-Züge im Bauhausdesign, zu deren Vorteilen auch Mehrzweckabteile, eine bessere Fahrgastinformation über Monitore und ein um zehn Prozent niedrigerer Stromverbrauch zählen, sollen bis 2017 die alten Tatrabahnen ablösen, von denen derzeit noch 237 in Betrieb sind. Vier Prototypen wurden bereits erprobt und bekamen von den Fahrgästen gute Noten. Sie sind 40 Meter oder 30,8 Meter lang und können fast 250 bzw. 190 Fahrgäste befördern. In eine 19 Meter lange Tatra-Bahn passen etwa 100 Passagiere, in die 27 Meter langen Niederflurbahnen 150. Die ersten Serienfahrzeuge aus Bautzen und Hennigsdorf sollen 2011 geliefert und auf den Linien M 4 und M 8 eingesetzt werden. Auch die anderen Flexitys werden laut BVG-Chef Andreas Sturmowski vorrangig auf Metro-Linien sowie der Linie 50 rollen. In der Regel soll eine Flexity-Bahn zwei Tatra-Fahrzeuge, die häufig gekoppelt in »Doppeltraktion« unterwegs sind, ersetzen.
Von den 99 Fahrzeugen werden 40 in der Lang- und 59 in der kürzeren Version geliefert. Der Fahrgastverband Igeb erneuerte gestern seine Forderung, nur Bahnen in der 40-Meter-Variante zu kaufen. Finanzieren könne der Senat dies mit den aus den von der S-Bahn einbehaltenen Geldern. Die Situation bei der S-Bahn habe gezeigt, dass es wichtig ist, bei den Transportkapazitäten Reserven vorzuhalten, so Igeb-Chef Christfried Tschepe. Er befürchtet überfüllte Bahnen, weil die Zahl der Straßenbahnfahrgäste, besonders mit Rollstuhl und Fahrrad, steigt.
Dem widersprach der BVG-Chef. Man habe Linie für Linie untersucht und eine vernünftige Auslastung gewählt, »ohne heiße Luft zu transportieren oder die Fahrgäste in die Türen pressen zu müssen«. Demnach sind die langen Bahnen für viele Linien zu groß.
Um alle alten Tatra-Bahnen, die ab 2010 das Ende ihrer Betriebszulassung erreichen, ersetzen zu können, wird die BVG im nächsten Jahr voraussichtlich weitere 33 Flexitys bestellen, was die Kosten auf rund 400 Millionen Euro steigern würde. Damit sei die vom Senat bereit estellte Summe um 29 Millionen Euro noch nicht ausgeschöpft, so Sturmowski. Welche und wie viele Bahnen noch gebraucht werden, müsse noch im Detail ermittelt werden.
Fest steht aber, dass ab Ende 2010 die ersten der rund 150 Niederflurbahnen vom Typ GT6, die dann 16 Jahre auf den Achsen haben, modernisiert werden sollen. Eine europaweite Ausschreibung des Auftrags wurde gestartet. Insbesondere die Steuerungselektronik muss erneuert werden, aber auch der Fahrgastraum soll sich – inspiriert durch Flexity – verändern, indem mehr Platz für Fahrräder geschaffen und die Fahrgastinformation verbessert wird.
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