Werbung

Architektur zum Vergnügen

»Historische Orte des Genusses«: Tag des offenen Denkmals mit Brauereien und Bädern

  • Andreas Heinz
  • Lesedauer: 3 Min.
Architektur zum Vergnügen

Beim Tag des offenen Denkmals am 12. und 13. September können die Besucher im doppelten Sinn auf den Geschmack kommen. Das Wochenende steht unter dem Motto »Historische Orte zum Genießen«. Über 300 historische gastliche Stätten werden an den beiden Tagen von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und dem Landesdenkmalamt angeboten.

Bei der Vorstellung des Programms freute sich Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD): »Bei diesem Motto kann Berlin aus dem Vollen schöpfen. Kinos und Theater, Bäder und Brauereien, Gaststätten und Gärten versprechen großstädtisches Vergnügen.« Allein Denkmale zu besuchen sei ein besonderer Genuss, meinte Junge-Reyer. Und Landeskonservator Jörg Haspel fügte hinzu: »Das wird dieses Mal ein besonderer Genuss. Für mich sind die Stätten, die ausgewählt wurden, Vergnügungsarchitektur. Es sind Orte, die allein aus dem Grund gebaut wurden, um dem Vergnügen zu dienen.« Das beginne beim Augenschmaus und ende beim sinnlichen Genuss von Essen und Trinken.

Als eines der bekanntesten Beispiele nannte der Konservator den Admiralspalast. Über einer Solquelle wurde 1873 das Admiralsgartenbad erbaut und 1910 abgerissen. Ein Eispalast entstand. Im Jahr darauf wurde das Haus unter dem Namen Admiralspalast eröffnet und zu einer der großen Vergnügungsstätten der Stadt.

Auch Lichtspieltheater gehören zu den historischen Orten der Unterhaltung. Ob das Delphi in Weißensee oder das Kino International in der Karl-Marx-Allee in Mitte. Ein verborgenes Kleinod liegt am Kurfürstendamm, in der Nähe des gleichnamigen U-Bahnhofs: die Astor Film Lounge. Durch einen schmalen Eingang gelangt der Gast erst in einen inzwischen überdachten Hinterhof und dann in den Zuschauerraum, der sich nach denkmalgerechter Restaurierung nun wieder im Stil der 50er Jahre zeigt. Die dafür zuständige Architektin und Designerin Anna Maske erläuterte die Idee des Kino-Architekten Gerhard Fritsche.

»Die Decke in Muschelform und die bogenförmig angeordneten Sitzreihen sollen ans griechische Theater erinnern«, so Maske. Zudem solle sich der Besucher in dem Raum aufgehoben fühlen, als »Perle im Zuschauerraum«. Hier werden Filme über Architekten und Architektur von Professor Heinz Emigholz von der Universität der Künste gezeigt.

Lust auf Leben in historischen Häusern gibt es in allen Bezirken: im Künstlerhof in Buch, in den Überresten des Luisenbades in Gesundbrunnen, im so genannten Schloss Wannsee, einst eines der größten Ausflugslokale an der Havel mit über 1000 Sitzplätzen. Die 1896 erbaute Villa wurde als Restaurant genutzt, dazu gehörten ehemalige Tanzhallen, ein Biergarten mit Blick auf den Wannsee, Eiskeller und Stallungen. Auch im Gebäude der früheren Bergschloß-Brauerei in Neukölln drehte sich alles um den Gerstensaft. Dort in der Hasenheide wurde zwischen 1850 und 1902 der Vergnügungspark »Neue Welt« errichtet.

Weitere Tipps: Entspannungsstätten wie das 1907 eröffnete Stadtbad Steglitz oder das Sommerbad Wuhlheide. Ein »Genuss an Farben« wird im ehemaligen Rathenausaal der Niles-Werkzeugmaschinenfabrik in Köpenick versprochen. Aus der Niles-Fabrik ging die AEG-Transformatorenfabrik Oberschöneweide hervor, gegründet von Emil Rathenau. Nach der Sanierung mit EU-Mitteln in ein Atelierhaus umgewandelt, zog 2007 als erster der nicht nur als Schauspieler tätige Künstler Jürgen Draeger ein. Er zeigt hier sein neues Projekt »Das Orakel von Oberschöneweide«.

www.berlin.de/denkmaltag

Laden zum Besuch ein: die in Pankow stehende Villa Hildebrand, die der gleichnamige Schokoladenfabrikant erbauen ließ, und die ehemalige Bergschloß-Brauerei in Neukölln (unten).
Laden zum Besuch ein: die in Pankow stehende Villa Hildebrand, die der gleichnamige Schokoladenfabrikant erbauen ließ, und die ehemalige Bergschloß-Brauerei in Neukölln (unten).

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -