Animierter Gang in den Untergrund

Kurzfilmfestival »Going Underground« zum 8. Mal im Berliner Fenster

  • Tom Mustroph
  • Lesedauer: 2 Min.

Die U-Bahn wird mal wieder zum Kulturträger. Ab heute flimmern auf den Monitoren des Berliner Fensters statt Wetterkarte und Wirtschaftskrisendiagrammen cineastische Überraschungen. Zum achten Mal organisieren das Büro interfilm berlin und der Informationsdienst Berliner Fenster das Kurzfilmfestival »Going Underground«.

Die einzelnen Filme dürfen das Infohäppchenformat von 90 Sekunden Länge nicht überschreiten. Eine echte Herausforderung für Filmemacher. Teams aus 41 Ländern haben in diesem Jahr 511 Filme eingereicht, aus denen das Team vom Festivalleiter Fred Kuhaupt 19 Filme auswählte. Bedingungen waren neben der Längenbegrenzung, dass eine Geschichte erzählt werden muss, dass auch Kinder unbesorgt die Filme sehen können und dass sie weder Werbung noch Werbesatiren enthalten. Die Beiträge werden in einem Vormittags- und einem Nachmittagsblock vom 9. bis 15. September auf den ca. 4000 Monitoren in den U-Bahnwaggons präsentiert. Die Fahrgäste haben die Möglichkeit, per Internet-Votum auf www.goingunderground.de die besten Filme zu bestimmen. Im Hauptwettbewerb laufen 14 Kurzfilme. Meist handelt es sich um Animationsfilme. Aber auch ein paar Clips mit lebendigen Darstellern sind zu sehen. Veit Helmer etwa erzählt mitten in der Natur die Geschichte eines »Stierkrampfs«. Der Spanier Angel Perez hat in »El Hombre Orquesta« einen halbwüchsigen Simon-Rattle-Nachahmer in Szene gesetzt.

Anlässlich des 20. Jahrestags des Mauerfalls ist der »Up Against the Wall Award« eingerichtet. Fünf Beiträge kämpfen um die Mauerkrone.

Für den Veranstalter BVG ist das Kurzfilmfestival hochattraktiv. 16 000 Fahrgäste machten im letzten Jahr bei der Abstimmung mit. Von solch einer positiven Kundenbindung können die Pannen- und Sparunternehmen von S-Bahn und DB nur träumen.

Erstmals findet das Festival nicht mehr parallel zur Berlinale statt. Man kann behaupten, das Kurzfilmfestival hat sich emanzipiert und braucht die große Leinwandschwester nicht mehr. Ob sich, wie Festivalleiter Kuhaupt hofft, spontane Filmdiskussionen in der U-Bahn ergeben, ist allerdings zu bezweifeln. Aber wenn sich ins harte Antlitz ein kleines Lächeln stiehlt, ist auch schon viel erreicht.

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