Dialog über HIV und Aids

Tagung ermöglicht Austausch zwischen Betroffenen und Experten

  • Markus Bernhardt
  • Lesedauer: 3 Min.

Mehrere hundert Menschen werden am kommenden Freitag und Samstag zur Tagung »HIV im Dialog« in Berlin erwartet. Der bundesweite Kongress, an dem sowohl Betroffene als auch Mediziner, Selbsthilfeeinrichtungen und Gesundheitspolitiker teilnehmen, findet wie schon in den Jahren zuvor im Roten Rathaus statt.

Auch in Berlin nehmen die HIV-Neudiagnosen wieder zu. So stieg die Zahl der HIV-Infizierten, Erkenntnissen des Robert Koch-Instituts (RKI) zufolge, in der Bundeshauptstadt im vergangenen Jahr um zehn Prozent auf insgesamt 452 Fälle an. Rund 9200 Berliner lebten Ende 2008 mit einer HIV-Infektion bzw. einer Aidserkrankung. Insgesamt 4400 Personen verstarben seit Beginn der Epidemie vor 25 Jahren. Erkenntnissen der Berliner Aidshilfe zufolge sterben aktuell durchschnittlich zwei Personen pro Woche an den Folgen der Immunschwächekrankheit. Keinesfalls sage der Anstieg der registrierten Fälle jedoch etwas über den Zeitpunkt der HIV-Infektion aus, betonen Experten. So könne ein längerer Zeitraum vergehen, bis eine Infektion überhaupt entdeckt werde. Die höhere Zahl an Neudiagnosen könne zudem an der zunehmenden Verbreitung von Geschlechtskrankheiten wie Syphilis liegen, da diese eine Ansteckung mit dem HI-Virus erleichtert, heißt es.

»HIV im Dialog« soll indes Raum für Experten und Laien schaffen, sich über aktuelle Entwicklungen in Sachen HIV und Aids auszutauschen. Schließlich hat sich das Krankheitsbild aufgrund verbesserter Therapiemöglichkeiten in den letzten Jahren stark gewandelt. Während HIV-Infizierte in den 80er Jahren mehrheitlich schnell verstarben, hat sich die Infektion mittlerweile zu einer chronischen Krankheit entwickelt, die nicht zwangsläufig mehr mit dem Tod endet. Diese an sich positive Entwicklung trägt jedoch dazu bei, dass die Immunschwäche ihren Schrecken verloren hat, was wiederum zu einem sorgloseren Umgang in Sachen Safer Sex führen kann. Trotzdem kann die Krankheit aus medizinischer wie auch aus sozialer Sicht noch immer mit großen Schwierigkeiten verbunden sein. So ist das Leben von HIV-Infizierten oftmals von gesellschaftlicher Ausgrenzung, rechtlicher Diskriminierung und Stigmatisierung geprägt. Einen inhaltlichen Schwerpunkt von »HIV im Dialog« soll daher auch der Einfluss von Medien auf das Präventionsverhalten und den gesellschaftlichen Umgang mit Betroffenen bilden.

Breiten Raum wollen die Organisatoren der Tagung auch für Diskussionen rund um die Gesundheitsversorgung zur Verfügung stellen. So befürchten viele HIV-Infizierte eine medizinische Zwei-Klassen-Versorgung und eine suboptimale Versorgung finanziell schlechter gestellter Betroffener. Im Rahmen der Auftaktveranstaltung des Kongresses werden daher Marion Caspers-Merk, Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Gesundheit, Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher (LINKE) und die Referentin für Gesundheitspolitik beim Bundesverband der Verbraucherzentralen, Susanne Mauersberg, zu besagten Befürchtungen Stellung beziehen. Insgesamt werden am Freitag und Samstag 46 Vorträge, Diskussionen und Workshops angeboten.

Traditionell endet »HIV im Dialog« am Samstagabend mit der »Reminders Day Aids Gala«, an der neben Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) auch Alfred Biolek und andere Prominente teilnehmen werden.

11.-12.9.09, Rotes Rathaus. Beginn 12 Uhr, Eintritt frei. Info und Programm: www.hiv-im-dialog.de

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