Harter Schlag für Luna

Vor 50 Jahren landete die erste Mondsonde

  • Martin Koch
  • Lesedauer: 3 Min.

Bei der Eroberung des Kosmos hatten zunächst die Sowjets die Nase vorn. Am 4. Oktober 1957 starteten sie mit Sputnik 1 den ersten künstlichen Erdsatelliten. Außerdem brachten sie am 12. April 1961 mit Juri Gagarin den ersten Menschen ins All. Allein beim prestigeträchtigen Rennen um eine bemannte Landung auf dem Mond wurden sie von den Amerikanern geschlagen: Vor 40 Jahren betrat ein US-Astronaut als erster Mensch den Erdtrabanten.

Während dieses Ereignis vor Wochen weltweit ausgiebig gefeiert wurde, fand ein zweiter Meilenstein der Raumfahrtgeschichte kaum Erwähnung. Es waren nämlich nicht amerikanische, sondern sowjetische Ingenieure, die es vor 50 Jahren erstmals geschafft hatten, ein Flugobjekt zielgenau auf dem Mond zu landen: die Raumsonde Lunik 2. Gestartet wurde diese am 12. September 1959 auf dem sowjetischen Weltraumbahnhof Baikonur. Doch anders als zum Beispiel die späteren Mond-Missionen der Amerikaner schwenkte Lunik 2 nicht in eine Erdumlaufbahn ein, sondern flog den Mond direkt an. Das erforderte eine präzise Planung, da die Flugbahn der Sonde nicht nachträglich korrigiert werden konnte.

Zuvor allerdings gab es im Mondprogramm der UdSSR einige Fehlschläge, von denen die Öffentlichkeit wie gewöhnlich nichts erfuhr. Einmal explodierte die Trägerrakete bereits 93 Sekunden nach dem Start. Bei anderen Versuchen fielen entweder die Turbopumpen oder das Steuerungssystem der Rakete aus, so dass diese im letzteren Fall nach 153 Sekunden gesprengt werden musste.

Eigentlich hätte schon die Raumsonde Lunik 1 im Januar 1959 auf dem Mond landen sollen. Sie führte aus diesem Grund einige Metallkugeln mit sich, die mit Hammer und Sichel verziert und so stabil gebaut waren, dass auch ein harter Aufschlag auf dem Mond sie nicht hätte beschädigen können. Doch kurz nach dem Start stellten der sowjetische Chefkonstrukteur Sergei Koroljow und seine Mitarbeiter enttäuscht fest, dass die Sonde ihr Ziel nicht treffen wird. Am 4. Januar 1959 flog Lunik 1 in einer Entfernung von knapp 6000 Kilometern am Mond vorbei und verschwand in den unermesslichen Tiefen des Universums.

In der Zwischenzeit hatten auch die Amerikaner den Erdtrabanten ins Visier genommen. Die Ergebnisse waren eher bescheiden: Die von August bis November 1958 gestarteten Pioneer-Sonden der USA kamen, sofern sie nicht frühzeitig explodierten, nicht weit genug von der Erde weg. Auch die von Wernher von Braun konstruierte Sonde Pioneer 3 fiel nach einem Flug von rund 102 000 Kilometern wieder zur Erde zurück und verglühte in der Atmosphäre. Erst mit ihrer nächsten Mission hatten die USA Erfolg: Im März 1959 flog die Sonde Pioneer 4 am Mond vorbei, jedoch war der Abstand zum Erdtrabanten mit rund 60 000 Kilometern beträchtlich.

Lunik 2 hingegen schlug nach anderthalb Tagen Flug am 13. September 1959 hart auf dem Mond auf – und verstreute dort Metallstreifen mit sowjetischen Emblemen. Obwohl die Sonde nur für kurze Zeit arbeitsfähig war, konnte sie die Messungen von Lunik 1 bestätigen, wonach der Mond im Vergleich zur Erde weder über ein nennenswertes Magnetfeld noch über einen Strahlungsgürtel verfügt.

Auch nach Lunik 2 riss die Erfolgsserie des sowjetischen Mondprogramms nicht ab, obgleich es zwischendurch immer wieder Fehlschläge gab. Lunik 3 fotografierte am 6. Oktober 1959 zum ersten Mal die Rückseite des Mondes. Am 3. Februar 1966 landete die Sonde Luna 9 weich auf dem Erdtrabanten. Und auch der erste Mondorbiter, der den Erdtrabanten umkreiste, war von sowjetischen Ingenieuren entwickelt worden. Nur der letzte Triumph blieb Moskau versagt. Die sowjetische Trägerrakete N1, das Gegenstück zur Saturn-V-Rakete der Amerikaner, brachte im Sommer 1969 nicht wie geplant einen Kosmonauten zum Mond, sondern explodierte zuvor beim Testflug.

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