»Ich bin links, aber kein Putinist«

Der einstige Dissident Roy Medwedjew über das heutige Russland

  • Detlef D. Pries
  • Lesedauer: ca. 7.5 Min.

Moskaus Kutusow-Prospekt führt – am Siegespark »Poklonnaja Gora« vorbei – geradewegs nach Westen. An der Stadtgrenze, wo der Straßenzug den Moskauer Autobahnring überquert, zeigt ein Schild 685 Kilometer bis Minsk an. Nach Berlin wären es rund 2000 Kilometer. Nach Nowo-Iwanowskoje nur ein paar Schritte.

Roy Medwedjew in seinem Arbeitszimmer in Nowo-Iwanowskoje
Roy Medwedjew in seinem Arbeitszimmer in Nowo-Iwanowskoje

Hinter den soliden, blickdichten Umfriedungen westlich von Moskau gelegener Stadtrandsiedlungen sollen die sagenhaft Reichen und Mächtigen des neuen Russlands leben, heißt es. Mag sein. Aber der Mann, der das Stahltor seines Anwesens in Nowo-Iwanowskoje öffnet, nachdem er den Hund beruhigt hat, und es sogleich wieder verschließt, gehört weder zu den Reichen noch zu den Mächtigen. Über seinen Stock gebeugt, steigt er die Treppe in die erste Etage eines unfertigen, eingerüsteten Hauses hinauf. Zehn Jahre schon bauen er und sein Sohn daran, erzählt Roy Medwedjew, um wenig später diesen Hausbau als Beispiel für die Defekte des russischen Staatswesens zu benutzen.

Erfahrungen mit Moskaus Mächtigen

Auf dem Schreibtisch seines Arbeitszimmers steht eine »Erika« aus DDR-Produktion mit kyrillischer Tastatur. »Man hat so seine Gewohnheiten.« An einen Computer will sich der fast 84-Jährige nicht mehr gewöhnen, er schreibt noch Briefe, die elektron...


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