Krach im Klinikum
Arbeitskampf bei den DRK-Krankenhäusern in Berlin wird heftiger
Der Arbeitskampf der Ärzte an den drei Berliner Lehrkrankenhäusern der DRK-Schwesternschaft spitzt sich zu. Nach dem Auftakt am vergangenen Freitag haben die beim Marburger Bund organisierten Mediziner in dieser Woche über zwei Tag hinweg ihre Arbeit niedergelegt. Am Dienstag zogen rund 150 Ärzte vom DRK-Klinikum in Köpenick zur Müggelspree, um in Kitteln und mit Transparenten ins Wasser zu gehen. »Die DRK-Kliniken gehen baden«, lautete das Motto der Aktion. Am Mittwoch dann campierten sie vor dem Verwaltungsgebäude von Geschäftsführer Thomas Kersting am Heidelberger Platz. Doch die Happening-Proteste könnten bald vorbei sein. Weil die Unternehmensleitung nach wie vor kein Angebot vorlegt, diskutieren die Ärzte nun einen alle Kliniken umfassenden Erzwingungsstreik.
Auslöser des jüngsten Ärztestreiks in Berlin ist die inzwischen erhebliche Gehälterdifferenz zwischen den Kliniken. Bei den großen Streiks 2006 war ein Leittarifvertrag mit dem Verband der kommunalen Arbeitgeberverbände ausgehandelt worden. Dieser sogenannte VKA-Vertrag ist inzwischen auch in Berlin von mehreren Trägern angenommen worden, Anfang 2009 unter anderem von dem größten privaten Klinikbetreiber Vivantes. »Unsere Gehälter liegen im Schnitt elf Prozent darunter«, beklagte eine Medizinerin der DRK-Klinik in Westend am Dienstag im ND-Gespräch. Vor allem die Assistenzärzte drängen deswegen auf eine Angleichung ihrer schlechteren Bedingungen an den Standardvertrag. »Neben der Gehaltsfrage ist eines unserer Hauptprobleme, dass immer mehr Kollegen kündigen«, erklärt ein Oberarzt, der aus Angst vor Konsequenzen nicht namentlich genannt werden will. Dadurch würden nicht nur Versorgungslücken entstehen. »Weil vor allem erfahrene Kollegen abwandern, werden ganze Stationen maßgeblich von Berufsanfängern getragen«, sagte der Oberarzt. Und darunter leide die Qualität.
Nach einer Woche Arbeitskampf stehen sich beide Seiten unversöhnlich gegenüber. Die Ärzte werfen vor allem Geschäftsführer Kersting eine aggressive Verhandlungsführung vor. »In bis zu fünfstündigen Marathonsitzungen versucht er die Streikleitung zu zermürben«, sagt ein beteiligter Arzt. Auch eine freiwillig angebotene Notdienstversorgung ließ Kersting platzen. Gestern endete ein dazu angestrengtes Verfahren vor dem Arbeitsgericht mit einem Vergleich. Wie angeheizt die Stimmung ist, belegt ein Flugblatt vom Dienstag. Zu den Forderungen der Ärzte gehört »ein respektvoller Umgang der Geschäftsführung mit den Mitarbeitern«.
Als Affront fassen die Streikenden den Versuch auf, Ärzte und Pflegepersonal gegeneinander auszuspielen. Am Freitag hatten rund ein Dutzend leitende Mitglieder der DRK-Schwesternschaft die Streikenden vor dem Klinikum Mitte beschimpft. Die angebliche Spontandemonstration war von der Pressestelle der DRK-Kliniken vorab einigen Berliner Redaktionen bekannt gegeben worden. Die Ärzte weisen diesen Spaltungsversuch zurück. »Wir werden nicht hinnehmen«, heißt es in einem Flugblatt, »dass dem Pflegepersonal Nachteile aus unseren Forderungen entstehen und wir werden mit ihnen auch für ihre Rechte kämpfen.« Die Nachricht scheint angekommen zu sein. Am Dienstag protestierte das Pflegepersonal in Köpenick nicht. Stattdessen versorgten die Schwestern die Demonstranten vor den Kliniktoren mit Kaffee und Tee.
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