»Bringt Stühle mit«

Workshops der »all2gethernow« sind gestartet

  • Christoph Nitz
  • Lesedauer: 3 Min.

»Berlin wird beben« – ein bisschen Lärmen gehört zum Handwerk. Mit diesem lautstarken Satz ließen sich Tim Renner und Martin Brem im Vorfeld der »all2gethernow« (a2n) von der Branchenzeitschrift »Musikwoche« zitieren. In knapp zehn Wochen hatte ein eigens gegründeter Verein nach Absage der über 19 Jahre als Branchentreff durchgeführten Messe »Popkomm« ein alternatives Programm aus dem Boden gestampft. Mehr als 1000 Teilnehmer folgten dem Ruf zur neuartigen Zusammenarbeit und machten sich auf den Weg nach Berlin.

Doch schon mit einem »Label« für die dreitägige Veranstaltung taten sich einige schwer. Die a2n sollte keine Messe mit teuren Ständen sein. Statt dessen sollen offene Gesprächsrunden, Diskussionen und Gesprächsrunden auch die »Entfernung zwischen Künstlern und Fans« vermindern helfen. Mit einem Kurznachrichtendienst fanden sich Gleichgesinnte und Helfer – innerhalb kurzer Zeit mehr als 60 Aktivisten.

Die ersten beiden Tage fanden einen Steinwurf entfernt vom Roten Rathaus in der Berliner Münze statt. Als Barcamp organisiert, wurde in mehr als 50 Workshops nach einer Zukunft für die desolate Musikbranche gesucht. Man fragte nach einer Zukunft für Verwertungsgesellschaften und grübelte über möglichen Strategien für Künstler, Labels und Medien. »Wie geht es meinem Lieblingsplattenladen« fragte Barbara Hallama.

Im Internet konnte man an den Diskussionen aktiv und passiv teilhaben – durch Liveübertragung einzelner Debatten und der Möglichkeit spontaner Kommentare via E-Mail. Durchschnittlich mehrere hundert Nutzer machen davon Gebrauch. Dort wurden auch mittels Twitter vielfältige Eindrücke – mitunter auch sehr subjektive – vermittelt. So konnte man erfahren, wer auf dem Weg zur Messe war und wie es ihm dort erging: »Session packed! Bringt Stühle mit.«

Heute werden die Ergebnisse des camps bei der Konferenz im Radialsystem an der Spree ausgewertet, bei allen Workshops des camps waren so genannte »Raconteurs« dabei, die Ergebnisse festhalten. Aber auch hochkarätige Sprecher sollen dem Trübsal ein Ende machen, etwa der Digital-Pionier Jim Griffin. Neue Finanzierungsmodelle werden präsentiert, auf viel Interesse wird sicher der Vortrag über eine bereits praktizierte Kulturflatrate auf der Isle of Man stoßen.

Offen bleibt, ob und wie sich die »all2gethernow« in die vom Wirtschaftssenator Harald Wolf (LINKE) gewünschte Musikwoche einbringen wird. Es gab in dieser Richtung schon erste Gespräche, so Andreas Gebhard, Vorsitzender des a2n-Vereins. Die Szene müsse sich stärker vernetzen. Er lobt das konstruktive Diskussionsklima, zumal im Vorfeld einige Musikbranchenexperten Angst vor Laberrunden hatten. »Hammer, wir sind sehr zufrieden« – dieses Resümee zieht am Gebhard am Ende des zweiten »a2n«-Tages.

Informationen und Übertragung der Konferenz im Internet: www.a-2-n.de

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