Der Spiegel, der zerspringt

Stephan Kimmig inszenierte am Deutschen Theater Berlin »Öl« von Lukas Bärfuss

  • Gunnar Decker
  • Lesedauer: ca. 5.0 Min.

»Immer noch kein Öl.«

Eva Kahmer

W ir haben es weit gebracht. Kein Zweifel sei erlaubt an Wachstum, technischem Fortschritt, Vernunft und Moral, an Demokratie und Freiheit. Wenn man die Augen schließt, ja, dann könnte man es glauben. Wenn man sie öffnet, dann kann man wissen: Was zu wachsen vorgibt, das zerfällt bereits; was zu blühen meint, das welkt; was sich für Vernunft hält, ist längst Irrsinn geworden. Freiheit? Klaustrophobie. Wir blicken in eine Art Höhle, einen Bunker der Neurosen. Das ist der letzte Ort der Freiheit, gewiss, es gibt sie noch, aber sie hat eine fatale Tendenz entwickelt, andere zu kolonisieren. Wachstum? Schrott! Das ist das Bild, das uns am Deutschen Theater die Bühne von Katja Hass vermittelt.

Welch mutiger Auftakt der Spielzeit, erst gibt Andreas Kriegenburg mit Joseph Conrads »Herz der Finsternis« in den Kammerspielen den Ton vor – sehr rauh, sehr physisch, ziemlich anarchistisch –, und nun folgt ...


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