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Bodo bockt
Es soll Leute geben, die Frau Merkel lieben, aber ihren Verein großkotziger Herren nicht. Die wählen trotzdem CDU oder lassen es bleiben. In Thüringen muss es umgekehrt gewesen sein – da hat Bodo Ramelow auf seinen Fahrten und Fußwanderungen durch die Täler und Auen bitter zu spüren bekommen, wie furchtbar er auf Menschen wirkt, seine Gattin ausgenommen: Die Mütter riefen panisch die Kinder von der Gasse und drückten ihre Gesichter in die Kittelschürze, wenn Bodo erschien. Trächtigen Kühen wurden die Augen zugehalten, damit sie nicht vor Schreck ein zweiköpfiges Kälbchen gebären. »Hebe dich hinweg, die Milch wird sauer!« riefen Hausfrauen durchs Küchenfenster hinaus und manche Leute sagten, damit er rasch wieder aus dem Dorf verschwinde: »Ja, deine prima sympathische und leckere Partei würden wir ja wählen, aber dich Knallfrosch nicht!«
So was bleibt natürlich nicht ohne Folgen für das Innenleben eines empfindsamen Menschen. Hinzu kam, dass namentlich aparte Frauen (ja, die gibt es in Thüringen auch!) aus der Grünen Partei regelrecht einen Ekel vor Bodo in ihren fein ziselierten Antlitzen trugen. Sprachen sie seinen Namen aus, schienen sie Unflat auszuspeien. Dabei ist Bodo weder Kommunist noch von Beruf alter SED-Funktionär (solche Leute werden in Thüringen traditionell in der Güllegrube abgelegener Gehöfte versenkt), sondern ein etwas zu leutselig geratener, christlich bramarbasierender westdeutscher Grüß- und Gewerkschaftsonkel. Was die grünen Weiber, die es mit ihrer Kleinstpartei mühsam in den Landtag schafften, eigentlich gegen Bodo haben, sagten sie nie. Hier könnte Sigmund Freud weiterhelfen: Penetrationsangst? Phallusneid? Ödipale Übersprungshandlungen? Man weiß es nicht ...
Im Grunde seines verwundeten Herzens muss sich Bodo schon damals gesagt haben, dass er sich den Thüringern nicht zumuten dürfe. Zumal auch ein bekannter Thüringer Arbeiterführer und studierter Gottesanbeter mit dem Spitz- und Decknamen »Matschie«, wenn er überhaupt was sagte, sagte, dass der Bodo unter aller Sau sei und eigentlich in den Westen ausgewiesen gehöre.
Wer Ramelows innere Kämpfe
in den letzten Wochen beobachtet
hat – er ging ständig nervös mit dem Hündchen Gassi, der arme Hund konnte schon nicht mehr das Bein heben –, für den kam sein Amtsverzicht nicht überraschend. Nur mit der Begründung tat er sich schwer. Er konnte ja schwerlich sagen: »Ich weiß, mich kann keiner leiden, aber für ein Schlüsselministerium reicht es doch.« Deshalb sagte er sinngemäß, den vielen Menschen, die die LINKE gewählt hatten, sei es ohnehin nur darum gegangen, dem Christoph Matschie und den Grünen eine Freude zu machen – und die sollen sie jetzt auch haben. Oder er sagte: Das »System Althaus« und den »Teilzeitministerpräsidenten Althaus, der nur dienstags erscheint« gelte es zu überwinden. Zu dieser Zeit hatte aber die CDU das System Althaus selbst schon für überwunden erklärt; Althaus kam zwar dienstags immer noch überraschend über die Kohlenrutsche in die Staatskanzlei und spielte im Keller an den Haupthähnen rum, aber er war erledigt.
Die Reaktionen auf Ramelows Schritt waren durchwachsen. In seiner Parteizentrale fürchtete man, die LINKE könne als die Partei bekannt werden, die montags nach der Wahl ihre Wählerstimmen verhökert bzw., wenn sie keiner will, verschenkt. Seine Genossen sagten, ein Mann namens Ramelow sei ihnen unbekannt. Die Thüringer Grüninnen gaben an, sich bis auf Weiteres ein wenig weniger zu ekeln. Einen wirklichen Freund aber hat Bodo in Herrn Matschie gewonnen. Der geht nun zur CDU und sagt: Seht ihr, die LINKEN wollen mich so dringlich, dass sie bereit sind, für mich Selbstmord zu begehen.
Aber unterschätzen wir Bodo nicht – er hat einen Plan! Das Thüringer Original, die Schreckschrau-be Ute Freudenberg (»Jugendliebe«), soll Ministerpräsidentin werden. Oder das ostdeutsche Sexsymbol Vera Lengsfeld – aber davon können wir wohl nur träumen.
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