US-General verlangt noch mehr Soldaten
ISAF-Kommandeur McChrystal fürchtet Scheitern des Westens in Afghanistan
Kabul/Washington (dpa/ND). Der oberste NATO-Kommandeur in Afghanistan, US-General Stanley McChrystal, sieht den Einsatz am Hindukusch vom Scheitern bedroht. Zur Umsetzung der neuen ISAF-Strategie der Aufstandsbekämpfung seien mehr Soldaten nötig, heißt es in einer am Montag von der »Washington Post« und der »New York Times« in Teilen veröffentlichten Lageeinschätzung McChrystals für US-Verteidigungsminister Robert Gates.
Sollte in den nächsten zwölf Monaten keine Trendumkehr erreicht werden, riskiere man »ein Ergebnis, bei dem ein Sieg über den Aufstand nicht länger möglich ist«, warnt der Kommandeur der Internationalen Schutztruppe ISAF und der US-Truppen in Afghanistan. »Unzureichende Kräfte werden vermutlich zu einem Scheitern führen.« Für McChrystal ist dies »eine wichtige – und vermutlich entscheidende – Phase dieses Krieges«.
McChrystal kritisiert die afghanische Regierung scharf. Weit verbreitete Korruption, Machtmissbrauch durch Regierungsvertreter, aber auch Fehler der ISAF hätten den Afghanen wenig Grund gegeben, ihre Regierung zu unterstützen. Die ISAF-Truppen müssten verstärkt werden, da die afghanischen Sicherheitskräfte (ANSF) noch nicht in der Lage seien, den Kampf anzuführen. »Der Status quo wird zu einer Niederlage führen, wenn wir darauf warten, dass die ANSF wachsen.« McChrystal spricht sich für einen schnelleren und mit insgesamt 400 000 Soldaten und Polizisten deutlich stärkeren Aufbau der ANSF aus, als bisher geplant. Zur ISAF meint der Kommandeur, sie beschäftige sich zu sehr mit dem Schutz der eigenen Soldaten.
Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Omid Nouripour forderte, die Bundesregierung solle »jetzt sofort die Karten auf den Tisch legen und offen sagen, wie die weitere deutsche Beteiligung an der ISAF-Mission aussehen soll«. Kanzlerin Angela Merkel kündigte erneut an, Deutschland werde künftig die Ausbildung von Polizisten und Soldaten stärker vorantreiben. Ziel sei, die Verantwortung der afghanischen Sicherheitsbehörden zu stärken, sagte sie dem Radiosender NDR-Info. »Wichtig ist, dass wir das Ziel erreichen. Wir können nicht (...) kopflos aus Afghanistan abziehen und anschließend Unsicherheit dort hinterlassen.«
Zu der von Betrugsvorwürfen überschatteten Präsidentschaftswahl in Afghanistan sagte Merkel: »Wir müssen davon ausgehen, dass es in bestimmten Teilen Unregelmäßigkeiten gegeben hat. Ich vertraue da voll auf die Bewertung dieser internationalen Wahlbeobachter.« Seiten 2, 7 und 8
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