Gewalt und Sehnsucht
Hamed Abdel-Samad über das Leben eines Muslims in Deutschland
Hamed Abdel-Samad hat seine Lebensgeschichte aufgeschrieben, zunächst für sich selbst. Jetzt liegt sie als Buch vor, und für mich ist es eines der spannendesten dieses Jahres. Denn es ist ein Buch der Fragen, keines der Gewissheiten. Schon gar nicht jener Gewissheiten, die wir zu besitzen meinen.
Als Dreiundzwanzigjähriger verließ Hamed Abdel-Samad seine Heimat Ägypten. Nicht, um nach Arbeit um Wohlstand zu betteln, wie er betont, sondern um Wärme und Verständnis. Wie aber sollten das Deutsche verstehen? Im Gepäck trug er ein idealisiertes Bild von Deutschland: Deutschland war für ihn »das Land von Martin Luther und das Land der Freizügigkeit; das Land von Marx und Mercedes, der Dichter, Philosophen und Helden, das aber keine Helden mehr haben darf.« Sein erster Schnee faszinierte ihn. Denker und Philosophen traf er nicht. Die Ernüchterung setzte ein: »Die klügsten Köpfe Deutschlands befassten sich nicht mit dem Sinn, sondern mit den K...
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