»Morales berücksichtigt den politischen Willen der sozialen Bewegungen sehr«
Filmemacher Jorge Sanjinés über den Wandel in Bolivien und den Einfluss der Konzerne
Mit seinem Dokumentarfilm »Yawar mallku« (»Das Blut des Kondors«) von 1969 klagte Jorge Sanjinés die heimlichen Zwangssterilisationen bolivianischer Frauen seitens des »US-amerikanischen Friedenscorps« an. Der Film wurde zum Wegbereiter für die neue Generation kritischer Dokumentaristen auf dem Subkontinent. Heute lebt Sanjinés in La Paz und ist Vorsitzender der kulturellen Stiftung der bolivianischen Zentralbank. Von dieser Position aus versucht er, die »demokratische kulturelle Revolution« zu verbreiten. Mit ihm sprach für ND Diego González.
Herr Sanjinés, Sie erzählen oft, wie Sie in den 70er Jahren dem deutschen Fernsehen gesagt haben, dass es nicht so lange dauern würde, bis ein indigener Bolivianer Präsident würde. Jetzt ist es so weit gekommen und es sieht so aus, dass für die Wahlen am 6. Dezember die Kandidaten der Opposition, selbst die rechten, einen indigenen Hintergrund haben. Wie deuten Sie dieses Phänomen?
Sanjinés: Das darf uns doch nicht wundern. Die Mehrheit der bolivianischen Bevölkerung ist indigen und diese Menschen sind zufrieden mit dem Aymara-stämmigen Präsidenten Evo Morales. Das zeigten die vor Kurzem durchgeführten Referenden und das zeigen laufend die Umfragen. Die Rechten haben gemerkt, dass ihre historische weiß- mestizische Zeit vorbei ist. Der Grund ist ihre Unfähigkeit, eine Realität wie die unsere zu verstehen. Und die einzige Möglichkeit, den Staatsapparat wieder ...
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