Sperrgürtel um die Münchner Wiesn
Wegen neuer Terrordrohungen auch zwei mutmaßliche Islamisten in bayerischer Vorbeugehaft
München (dpa/AFP/ND). Um die Festwiese in München wurde ein Sperrgürtel mit Polizeikontrollen eingerichtet, in den nur Wiesn-Lieferanten, Anwohner oder andere Berechtigte einfahren dürfen. Zwei in München lebende mutmaßliche Islamisten wurden vorbeugend in Polizeigewahrsam genommen, wie Münchens Polizeipräsident Wilhelm Schmidbauer am Montag in München mitteilte. Hintergrund sei, dass in zwei Droh-Videos auch auf das Münchner Oktoberfest Bezug genommen wurde, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU).
Das Münchner Innenministerium hatte bereits am Freitag beim Bundesverkehrsministerium ein Überflugverbot für das Oktoberfest erwirkt. In dem jüngsten Internet-Video drohen die Taliban der Bundesrepublik wegen des deutschen Einsatzes in Afghanistan mit Vergeltung. Dazu wurden Fotos vom Brandenburger Tor, dem Hauptbahnhof in Hamburg, dem Kölner Dom, der Frankfurter Skyline und vom Oktoberfest eingeblendet.
Es gebe bisher keinerlei Hinweise auf konkrete Anschlagspläne, betonte Herrmann. Man könne die im Raum stehenden Drohungen und die erhöhte »Gefährdungslage« jedoch nicht einfach beiseite- schieben. Mit bestmöglicher Vorsorge wolle man den Bürgern ermöglichen, »ruhigen Gewissens die Wiesn zu besuchen und sich die Maß schmecken zu lassen«.
Die beiden in Polizeigewahrsam genommenen Männer seien der islamistisch-extremistischen Szene zuzurechnen, sagte Münchens Polizeipräsident Schmidbauer. Beide hätten früher zu dem aus Bonn stammenden mutmaßlichen Terroristen Bekkay Harrach Kontakt gehabt – der eine direkt, der andere mittelbar über seinen Bruder. Beiden Männern würden keine Straftaten vorgeworfen, bei dem Polizeigewahrsam handele sich um eine rein vorbeugende Maßnahme. Die zwei Männer sollen bis zum Ende des Oktoberfestes am 4. Oktober in Gewahrsam bleiben.
Neben den Fahrzeugkontrollen rund um die Wiesn sind auch verstärkte Personenkontrollen vorgesehen. Dabei sollen vor allem Rucksäcke und größeres Gepäck genau unter die Lupe genommen werden. Taxifahrer dürfen die Theresienwiese nur noch an einer Stelle anfahren. Außerdem wurden rund um das Festgelände zusätzliche Halteverbote eingerichtet. Die Fahrzeugkontrollen führten am Montagvormittag zu massiven Verkehrsbehinderungen und Staus.
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!