Wo sogar das Brot blutet
Theater an der Ruhr in Mülheim: »Fassbinder« – drei Stücke und kein Skandal
Theater träumt den Aufschrei. Das ersehnte Feld seiner Forschung ist die Wunde, die offene. Wenn Theater gut sein soll, muss es furchtbar sein, für alle Beteiligten – weggerissen der Schutzverband der Moral, sichtbar die schwärenden Tabus.
Rainer Werner Fassbinder schrieb vor fast fünfunddreißig Jahren »Der Müll, die Stadt und der Tod«, einen eruptiven Hinwurf gegen das große Verwahrlosen in den großen Städten, gebaut von Immobilien-Profiteuren, die hoch über jenem Dreck der Erniedrigten und Gedemütigten stehen, der zum Himmel stinkt – wo kein Gott ist, der neben Engeln vielleicht auch über eine Seelenmüllreinigung verfügte. Ein Stück, schnell, scharf, grob, obszön, derart vollgestopft mit antisemitischen Klischees, dass die Bombe platzen musste. Freilich: bevor der Zündstoff wirken durfte. Von der Szenenfolge des anarchischen Filmgenies blieb nämlich bislang nur jener Skandal, der Aufführungen verhinderte, nicht jener, den...
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