Gebäudereiniger stimmen für Arbeitskampf
Gewerkschaftsvorsitzender Klaus Wiesehügel: »Sauberkeit hat ihren Preis«
Frankfurt am Main (Agenturen/ND). Im Tarifkonflikt für die rund 860 000 Gebäudereiniger stehen Streiks vor der Tür. In einer Urabstimmung der Gewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) votierte eine Mehrheit von 96,7 Prozent für unbefristete Arbeitskampfmaßnahmen, wie die Gewerkschaft am Donnerstag in Frankfurt am Main mitteilte. Zur Zahl der abgegebenen Stimmen machte die Gewerkschaft keine Angaben. Erste Streiks in ausgewählten Betrieben in ganz Deutschland sollen am kommenden Dienstag um 0.00 Uhr beginnen.
Die Arbeitgeber hätten noch bis Montagnacht eine »letzte Chance«, mit einem »deutlich verbesserten Angebot an den Verhandlungstisch zurückzukehren«, sagte der IG-BAU-Bundesvorsitzende Klaus Wiesehügel. Die Arbeitgeberseite warf der Gewerkschaft vor, mit den Streiks den Beschäftigten zu schaden. Mit ihren Forderungen verdränge die IG BAU zudem die Realität auf dem Gebäudereinigermarkt, erklärte der Geschäftsführer des Bundesinnungsverbandes des Gebäudereiniger-Handwerks, Johannes Bungart, in Bonn.
Die IG BAU verlangt 8,7 Prozent mehr Geld bei zwölf Monaten Laufzeit, die Arbeitgeberseite hatte drei Prozent bei 21 Monaten Laufzeit geboten. Neben höheren Löhnen fordert die Gewerkschaft auch eine schrittweise Angleichung der Ost- an die Westlöhne sowie eine arbeitgeberfinanzierte betriebliche Altersversorgung. Die seit Januar laufenden Tarifgespräche hatten in sechs Verhandlungsrunden kein Ergebnis gebracht.
Genaue Planungen für die Streiks wurden nicht veröffentlicht. Betroffen sein könnten Krankenhäuser, Busse oder Flughäfen, sagte Susanne Neumann, die Bundesfachgruppenvorsitzende bei der IG BAU. »Wir geben keine Ruhe mehr, bis wir ein Ergebnis erzielt haben, das deutlich macht: Sauberkeit hat ihren Preis«, erklärte Wiesehügel.
Mit dem Ende September ausgelaufenen Tarifvertrag ist auch die gesetzliche Regelung zum Mindestlohn beendet. Unternehmen sind damit beim Abschluss neuer Arbeitsverträge nicht mehr an die Regelung gebunden. Die Folge könnte laut Wiesehügel ein »ruinöser Dumping-Wettbewerb« sein. Arbeitgeber und Gewerkschaft warfen einander vor, Dumpinglöhne ermöglicht zu haben. Zuletzt lag der Mindestlohn für Gebäudereiniger bei 8,15 Euro im Westen und 6,58 Euro im Osten. Rund 75 Prozent der Beschäftigten der Branche werden nach Mindestlohn bezahlt. Experten gehen davon aus, dass rund zehn Prozent der Beschäftigten Gewerkschaftsmitglied sind.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.