Suche nach KZ-Opfern

Noch keine Einigung mit Grundstückseigentümer

  • Lesedauer: 2 Min.

Jamlitz (dpa). Die Suche nach einem Massengrab von 753 ermordeten jüdischen KZ-Opfern in Jamlitz (Dahme-Spreewald) soll laut Innenministerium sobald wie möglich fortgesetzt werden. Notwendig sei aber zunächst eine Einigung mit dem Eigentümer des betreffenden Grundstücks, sagte Sprecher Geert Piorkowski am Sonnabend. »Mit hoher Wahrscheinlichkeit liegen dort die Gebeine.« Aus »nicht vom Ministerium zu beeinflussenden Gründen« kam es bisher nicht zum Gespräch mit dem Eigentümer.

Nach einem Bericht der »Märkischen Oderzeitung« hatte dieser 2007 auf dem Grundstück seine Mutter erschlagen. Der Mann befinde sich auf Weisung des Landgerichts Cottbus in einem psychiatrischen Krankenhaus. Hinweise, dass auf seinem Grundstück das Massengrab liegen könnte, lieferten im Frühjahr mehrwöchige Grabungen auf einem 5000 Quadratmeter großen Nachbargrundstück. Dort waren zwar keine Gebeine, aber Reste der Krankenbaracken des KZ-Außenlagers Lieberose entdeckt worden. Bei der Räumung des Lagers im Februar 1945 hatte die SS in zwei Mordaktionen 1342 kranke Gefangene – meist ungarische Juden – erschossen. Die Gebeine von 589 Toten konnten später gefunden und bestattet werden. Von 753 Opfern fehlt bisher jede Spur. Nach Erkenntnissen von Historikern fanden die Mordaktionen im Bereich der Krankenbaracken des KZ-Außenlagers statt.

Nach den Grabungen im Frühjahr hatte Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) betont, es bleibe eine politisch-moralische und zutiefst menschliche Verpflichtung, den mutmaßlichen Tatort in Jamlitz insgesamt zu überprüfen. Auch der Zentralrat der Juden hält die weitere Suche für unbedingt erforderlich. Es könnte sich um das in Deutschland größte Massengrab jüdischer Opfer von KZ-Außenlagern handeln. Bei der Brandenburger Generalstaatsanwaltschaft läuft ein Ermittlungsverfahren gegen unbekannt wegen Mordes.

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