Erneuter Radriss bei der S-Bahn
Vorfall monatelang verschwiegen / Heute wieder alle Strecken am Netz
Bei der S-Bahn hat es erneut eine schwere Panne gegeben: Bei einem Wagen der modernsten Baureihe 481 war Ende Juni ein weiterer Radriss entdeckt worden, ohne dass das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) als zuständige Aufsichtsbehörde informiert wurde, obwohl die S-Bahn dazu verpflichtet gewesen wäre. Zudem galten zu diesem Zeitpunkt für sie schon verschärfte Sicherheitsregelungen, ein Teil der Züge war stillgelegt. Erst am vergangenen Freitag ging die Meldung an das EBA. Auswirkungen auf die für heute angekündigte Normalisierung des Angebots werde der Vorfall nicht haben, hieß es bei dem Unternehmen.
Nach Darstellung eines Bahnsprechers bestand zunächst nur der Verdacht, dass das Rad einen Riss habe, was sich aber nach Untersuchungen Mitte Juli bestätigte. Doch auch da erfolgte keine Meldung an das EBA, auch die inzwischen neu installierte S-Bahn-Geschäftsführung sei nicht informiert worden. Erst durch die vom Bahnvorstand veranlassten Kontrollen seien Ende vergangener Woche die Dokumente über den Schaden aufgetaucht. Daraufhin habe die Geschäftsführung am Freitag sofort das EBA informiert. »Das war ein Kommunikationsproblem, kein neuer technischer Fehler«, so der Sprecher, Fahrgäste seien durch den Riss nicht gefährdet gewesen. Berichte, wonach das Rad bereits eine Laufleistung von 1,6 Millionen Kilometer hatte, obwohl es nach 1,2 Millionen Kilometer hätte ausgewechselt werden müssen, wollte er nicht bestätigen.
Von »Kommunikationsproblemen« hatte die S-Bahn bereits gesprochen, als sie entgegen ihren eigenen Zusagen Anfang Juni die Räder nicht alle 1,2 Millionen Kilometer wechseln ließ. Daraufhin legte das Eisenbahn-Bundesamt mehr als die Hälfte der S-Bahn-Flotte still. Zu dem neuen Vorfall sollen ab heute die Verantwortlichen Mitarbeiter befragt werden. Wenn erforderlich, würden »umgehend personelle Konsequenzen« gezogen, hieß es.
Ab heute will die S-Bahn wieder das gesamte Streckennetz befahren, allerdings oftmals mit kürzeren Zügen und nur im 20-Minuten-Takt. Die Züge fahren wieder bis Spandau, Wartenberg und Strausberg Nord. Auch der Verkehr über die Stadtbahn nach Potsdam wird nach langer Unterbrechung wieder aufgenommen. Die während der vergangenen Wochen eingesetzten zusätzlichen Regionalzüge zwischen Spandau und der Berliner Innenstadt fallen teilweise weg. Die Regionalbahn 13 von Wustermark über Spandau fährt aber weiterhin bis zum Hauptbahnhof. Die S-Bahn kann mittlerweile 680 S-Bahn-Wagen in den Einsatz schicken – 120 mehr als in der letzten Woche. Vor Beginn der S-Bahn-Krise im Juni waren es werktags rund 1100.
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