Solidarität mit Wagenplatz
Berlin (ND-Meyer). »Sie sichern uns ein Gespräch zu, und sobald es tatsächlich stattgefunden hat, sind wir hier weg. So einfach ist das«, sagte die Bewohnerin des Frauen-Lesben-Transgender Berliner Wagenplatzes »Schwarzer Kanal«. Man lasse sich nicht erpressen, »sie können hier nicht bleiben«, sagte dagegen Holger Lippmann, Geschäftsführer des Berliner Liegenschaftsfonds (LGF), der die landeseigenen Grundstücke vermarktet.
Der Ort, vor dem die beiden und noch eine Menge Leute mehr bei trübgrauem Wetter Freitagmittag stehen, ist die leer stehende Schule in der Berliner Adalbertstraße im Bezirk Mitte. Unterstützer des Wagenplatzes besetzten den Platz hinter der Schule. Sie wollen mit der Besetzung, die im Rahmen der derzeit laufenden »Queer & Rebel«-Wagen- tage geschieht, auf ihre Situation aufmerksam machen, denn die ist alles andere als rosig. Bereits am Donnerstag stiegen UnterstützerInnen die Berliner Siegessäule hinauf und ließen ein Transparent herab (Foto: Schwarzer Kanal).
Das Misstrauen zwischen den Parteien ist nach jahrelangem Streit groß. Auf der einen Seite stehen mit dem LGF die Herren und Damen der Brachen und leer stehenden Häuser, auf der anderen Seite Teile der linken und linksalternativen Szene, die aus den besetzten Häusern aus- oder von den Plätzen wegziehen muss und keinen bezahlbaren Ersatz findet.
Tatsächlich wird es eng für den »Schwarzen Kanal«, der sich seit fast zwanzig Jahren in Mitte an der Spree befindet. Zum 31. Dezember sind die Nutzungsverträge gekündigt, und das haben die Gerichte bestätigt. Der Baukonzern Hoch-Tief will auf dem Nachbargrundstück ein Bürogebäude bauen. Das Gelände des »Kanals« wird für die Baulogistisk benötigt.
Ein Runder Tisch zum Schwarzen Kanal tagt in Mitte seit fast vier Jahren, sagt die Bezirksverordnete Elke Reuter (LINKE). Grüne, SPD und LINKE nähmen zusammen mit den Bewohnern daran teil. Ein Ersatzgrundstück für den Wagenplatz mit seinem international berühmten Varieté ist nicht in Sicht. Wenn es auch noch immer nicht rosig aussieht, zumindest kann der »Kanal« als Erfolg der Aktion gestern verbuchen, dass es nach sieben Jahren Verhandlungen um die Zukunft des Platzes ein Gespräch auf so hoher Berliner Ebene, mit Bezirk, Senat und Liegenschaftsfonds gibt.
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