Suche nach dem Ort zum Glück
Anne Swoboba hat in der Schaubude ein ganzes Theater im Koffer
Von der Ausstattung, mit der Anne Swoboda vom Theater 7 Schuh arbeitet, kann mancher Puppenspieler nur träumen. Mit der könnte sie problemlos um die ganze Welt reisen. Für das Stück »Ein Ort zum Glück« nach dem Hörspiel von Peter Stamm bringt sie einen Holzkoffer mit auf die Bühne, aus dem sie eine Welt herausholen kann.
Er lässt sich zu verschiedenen Ebenen aufklappen. Auch aus seinem Rand zieht die Puppenspielerin Objekte. Magnete halten Puppen und die auch von Ewald Otto geschaffenen kleinen Gegenstände am Koffer fest, wenn es so sein soll. Ein Telefonhörer ist am Griff befestigt.
Anne Swoboda stellt den Koffer auf eine kleine Leiter. Eine Reise beginnt. Auf Knopfdruck entlockt sie einer an der Leiter installierten Box sogar Musik und Geräusche, wenn sie sie fürs Spiel braucht. Da ist eine kleine Familie, die in einem Haus vor der Stadt wohnt. Da will sie bleiben. Vorher ist sie vielfach umgezogen, wollte nirgends verharren. Ja, die Orte hatten alle etwas Besonderes. Aber für immer war das nichts.
Die Familie wohnte in verschiedenen Häusern mit und ohne Telefon, in einem Bus, auf dem Hut des Onkels, auf einem Kirchendach oder im Kino. Danach wollte die Mutter nach Casablanca. Es ging weiter in die Heimat der Pinguine, sogar auf dem Mond versuchte die Familie zu leben auf ihrer Suche nach dem Ort zum Glück. Da blieb hier und dort so manches zurück.
Nur eine Grünpflanze im Topf, die wanderte stets mit. Die winzigen Puppen für Mutter, Vater, drei Kinder und die Großeltern zieht die Künstlerin aus einer kleinen Tasche. Dort verschwinden sie auch wieder, wenn sie nicht im Spiel sind. Denn jeder Ort, an dem die Familie weilt, hat seine eigene kleine Geschichte.
Anne Swoboda erzählt sie ihren Zuschauern ab vier Jahren und füttert sie mit Informationen. Sie bietet den Kindern viel an. Die sind neugierig, was als nächstes aus dem Koffer kommt. Sie können sich kaum halten, nicht auf die Bühne zu laufen, wenn sich der Koffer erst einmal von ihnen abgewandt öffnet. Das ist alles gut gemacht. Bei der Voraufführung in der Schaubude Berlin in Prenzlauer Berg allerdings geriet das schon für 45 Minuten konzipierte Stück zu lang. Es sah aus, als ginge den jungen Zuschauern bei der Unmenge an Informationen die Kraft aus.
Regisseurin Kristina Feix, die das Spiel klug aufgebaut hat, sollte sich zu etwas Verzicht durchringen. Da würde diese schöne Inszenierung über eine ungewöhnliche Familie nichts an Charme verlieren. Sie würde rund – diese Geschichte übers Suchen und Ankommen, Verlieren und Gewinnen. Auch sollte alles Gesagte aufgelöst werden. Zu Beginn erzählt die Puppenspielerin beispielsweise, dass zwei der Kinder traurig sind. Warum denn? Das wollen wir wissen.
Voraufführung am 31.10., 15 Uhr, Premiere am 1.11., 15 Uhr, Schaubude Berlin, Greifswalder Str. 81, Prenzlauer Berg, Tel.: 423 43 14, www.schaubude-berlin.de
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