Poet des Denkens

Zum Tod von Claude Lévi-Strauss

  • Gunnar Decker
  • Lesedauer: ca. 4.0 Min.

Die Erotik der Reise ist von der Gefahr nicht abzukoppeln. Claude Lévi-Strauss hat beides geliebt, die Reise und die Gefahr. Herausgekommen ist eine Erotik des Denkens. Dieser Ethnologe wollte in seinem Lebensreisebericht weder auf die Lust des Sehens verzichten, noch auf die ästhetische Gestalt seiner Theorien. Mit »Traurige Tropen« von 1955 verteidigte er die poetische Wissenschaft, ein Spezialfall von Nietzsches »Fröhlicher Wissenschaft«. Darf man seinen Lebensreisebericht zur Wissenschaft erklären, wie Lévi-Strauss es tat?

Bücher wie »Traurige Tropen« und »Wildes Denken« sind Weltliteratur und Sprengsätze in den Fundamenten akademischer Festungen. Lévi-Strauss gehörte zu jenen stolzen Außenseitern, die immer nahe am Abgrund hausen, für die Erkenntnis nur ein anderes Wort für eine Expedition in unbekanntes Gebiet ist: Grenzgebiet-existenzen. Dazu gehören auch sein Ethnologenkollege Bronislaw Ma-linowski mit dem epochalen Werk »Das G...


Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.