Wenn's eng wird, hilft japanische Technik

Uferwände des Landwehrkanals werden saniert / Mediationsverfahren bewährt sich

  • Andreas Heinz
  • Lesedauer: 3 Min.
Taucher am Maybachufer
Taucher am Maybachufer

Der Bauindustrieverband Berlin-Brandenburg schlägt Alarm: Marode Uferwände an den Berliner Wasserstraßen werden zu einer immer größeren Gefahr für Passanten und Schiffsverkehr. »Mehr als 40 Kilometer weisen nach Untersuchungen des Wasser- und Schifffahrtsamtes Berlin bereits die Schadensklasse 4 auf. Der Senat muss endlich etwas unternehmen«, warnt Axel Wunschel, Hauptgeschäftsführer des Verbandes. Schadensklasse 4 bedeute »höchste Eisenbahn«.

Von einer dramatischen Verschlechterung des Zustandes der landeseigenen Uferwände an Berlins Gewässern könne keine Rede sein, hieß es aus der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Von den landeseigenen Uferwänden gehe keine Gefahr für Leib und Leben aus. Zudem werde gerade an den Uferwänden des Landwehrkanals gearbeitet, so das Wasser- und Schifffahrtsamt Berlin (WSAB). Die elf Kilometer lange Wasserstraße ist zur Zeit komplett gesperrt. Die Sanierung soll bis März 2010 dauern, so WSAB-Sprecherin Evelyn Bodenmeier.

Am Tempelhofer Ufer in Kreuzberg werden laut WSAB bis zu zehn Meter lange stählerne Spundwände ins Wasser getrieben. Uferbäume würden nicht beschädigt, beruhigte die Sprecherin. Nach Abschluss der Arbeiten könnten weitere zehn der 40 Betonquader entfernt werden, die derzeit Baumstämme an den maroden Uferwänden vor dem Umkippen bewahren. Auch das Neuköllner Maybachufer wird saniert. Dort wird die Ufermauer wieder aufgebaut. Und ab Januar 2010 hat in Kreuzberg eine neue Technik Premiere. »Am Paul-Lincke-Ufer ist der Untergrund extrem hart«, erklärt Bodenmeier. Bei der Sanierung werde ein japanisches Gerät getestet, das für enge Bodenverhältnisse entwickelt worden sei.

Marode Uferwände gibt es nach Ansicht des Bauindustrieverbandes trotzdem noch, so Bereiche der Spree am Tegeler Weg und der Gotzkowskybrücke in Charlottenburg, an der Weidendammerbrücke sowie der Liebknechtbrücke in Mitte. Auch der Charlottenburger Verbindungskanal, der Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal, die Havel und der Teltowkanal seien betroffen. Die Schäden liegen nach Darstellung des Verbandes oft unter der Wasseroberfläche.

Bereits im Jahr 2006 habe das Spreeufer am Schiffbauerdamm wegen Einsturzgefahr gesperrt werden müssen. »Nur auf massiven Druck der dort ansässigen Gastronomen ist die Uferwand damals provisorisch gesichert worden«, so Wunschel. An diesem Zustand habe sich bis heute nichts geändert.

Das 2007 am Landwehkanal eingeführte Mediationsverfahren, bei dem zusammen mit den Anwohnern nach Sanierungsmethoden gesucht wird, erweist sich nach den Worten Wunschels zunehmend als Hemmschuh. Leider habe sich das WSAB von dem Mediationsteam das Heft völlig aus der Hand nehmen lassen. Selbst bei kleineren, dringend erforderlichen Arbeiten sei das Wasser- und Schifffahrtsamt handlungsunfähig.

Die Behörde wies die Vorwürfe zurück: »Es ist an keiner Stelle Gefahr im Verzug«, so Sprecherin Evelyn Bodenmeier. Richtig sei, dass im gesamten Berlin-Brandenburger Raum, einem Territorium mit rund 1000 Kilometer Wasserstraßen, auf etwa 50 Kilometern Schäden der Klassen 3 und 4 registriert wurden. Sämtliche schadhaften Stellen seien so gesichert, dass weder Menschen noch Straßenfahrzeuge oder Schiffe gefährdet seien. Dazu zähle auch der Landwehrkanal. Im kommenden Jahr werde das Amt ein Gesamtkonzept für die Instandsetzung des Landwehrkanals präsentieren, kündigte Bodenmeier an.

Am Mediationsverfahren »Zukunft Landwehrkanal« nehmen laut WSAB 25 Institutionen teil – Reedereien, Natur- und Umweltschutzverbände, die Bürgerinitiative »Bäume am Landwehrkanal«, Bezirksämter, die Senatsverwaltungen für Stadtentwicklung sowie Gesundheit und Umwelt. »Zu keiner Zeit kann von einer Behinderung durch eine Bürgerinitiative gesprochen werden«, stellte Bodenmeier fest. Im Gegenteil – die Zusammenarbeit sei ein konstruktives Miteinander.

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