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Druck half – Baschir drehte ab

Türkei verzichtete auf Besuch des sudanesischen Präsidenten

  • Jan Keetman, Istanbul
  • Lesedauer: 2 Min.
Kurz bevor sein Flugzeug in Istanbul landen sollte, wurde der Besuch des wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen gesuchten sudanesischen Präsidenten Omar al-Baschir in der Türkei abgesagt.

Vorher hatten die EU und etwas später auch die USA Druck auf Ankara ausgeübt, den Besuch zu streichen. Auch eine Initiative von türkischen Menschenrechtsgruppen forderte die Ausladung beziehungsweise – wenn er doch käme – die Festnahme von Baschir. Nach offizieller Lesart hat die Türkei Baschir das Fernbleiben nicht nahegelegt. Dies ist auch die von Sudan verbreitete Version, mit der alle Beteiligten besser leben können.

Der auf die Türkei ausgeübte Druck sorgte für Unmut an der Staatsspitze. Präsident Abdullah Gül reagierte unwirsch: »Was mischt sich die EU in türkische Angelegenheiten ein?« fragte der sonst eher diplomatische Staatschef. Ministerpräsident Tayyip Erdogan reagierte ebenfalls ungehalten und offenbarte nebenbei sein persönliches Kriterium für die Wahrheit der Anschuldigungen gegen Baschir: »Ein Muslim kann keinen Völkermord begehen.«

Anders als das offizielle Ankara freuten sich indessen viele Medien über den so oder so zustande gekommenen Rückzug des zweifelhaften Potentaten. Das Massenblatt »Milliyet«, das seit Tagen kritisch über den geplanten Besuch berichtet hatte, setzte ein triumphierendes »Er ist nicht gekommen« auf ihre Titelseite.

Manche Türken haben dem Staatschef Sudans auch nicht vergeben, dass er bei einer früheren Visite zwar pflichtgemäß das Mausoleum Atatürks besuchte, den Eintrag ins Kondolenzbuch aber einem Stellvertreter überließ, während Baschir einige Meter daneben stand. Dem Gründer der laizistischen Türkei wollte der Herrscher über den islamischen Sudan nicht seine Reverenz erweisen.

Das Komitee für ökonomische Zusammenarbeit und Handelsfragen der Organisation der Islamischen Konferenz musste in Istanbul also ohne den sudanesischen Präsidenten tagen. Dafür geriet der Empfang für den ebenfalls zu der Tagung angereisteten und ebenfalls umstrittenen iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad um so herzlicher.

Schon am Flughafen wurde Ahmadinedschad mit großem Pomp empfangen. Premier Erdogan, der ihn erst im Oktober in Teheran besucht hatte, sprach eine Stunde mit dem Präsidenten, Abdullah Gül sogar anderthalb Stunden. Dabei war an prominenten Gesprächspartnern kein Mangel. Zu der Konferenz kamen auch der syrische Präsident Baschar al-Assad und das afghanische Oberhaupt Hamid Karsai. Man hatte den Eindruck, dass insbesondere mit der großen Aufmerksamkeit, die Ahmadinedschad zuteil wurde, dem Westen gezeigt werden sollte, dass die Türkei nicht auf eine eigenständige Außenpolitik verzichten will.

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