Wandern für ein besseres Klima?

Achim Gresser über eine Aktion zur Kopenhagener Klimakonferenz

  • Lesedauer: 3 Min.
Der Marburger Umweltschützer Achim Gresser, 1972 geboren, ist bei Greenpeace aktiv.
Der Marburger Umweltschützer Achim Gresser, 1972 geboren, ist bei Greenpeace aktiv.

ND: Sie und vier weitere Greenpeace-Mitstreiter wandern von Konstanz am Bodensee zur Klimakonferenz nach Kopenhagen. Warum die ganze Mühe?
Gresser: Wir müssen den Klimawandel stoppen. Wenn wir wirklich noch etwas erreichen wollen, muss jetzt gehandelt werden und zwar auf der Klimakonferenz in Kopenhagen. Deshalb laufen wir 2000 Kilometer: Wir wollen möglichst viele Menschen mobilisieren und Politiker dazu bringen, sich für ein ambitioniertes Kyoto-Nachfolgeabkommen einzusetzen. Um das drohende Klimachaos noch abzuwenden, müssen die Regierungen in Kopenhagen ein Rettungspaket für Klima- und Urwaldschutz beschließen und ausreichend finanzielle Mittel bereit stellen.

Wie sieht ein Wandertag aus?
Wir laufen 25 bis 35 Kilometer pro Tag. Gleichzeitig versuchen wir, möglichst viele Termine wahrzunehmen. Wir treffen Bundestagsabgeordnete, deren Wahlkreise wir durchlaufen, aber auch lokale Bürgermeister. Doch wir nehmen uns auch viel Zeit für Menschen, die uns entlang der Strecke begegnen und informiert werden wollen.

Was ist euer Eindruck nach 1000 Kilometern? Interessiert Klimapolitik die Menschen?
Was die Menschen klimapolitisch bewegt, wollen wir nach Kopenhagen tragen. Ich bin sehr überrascht darüber, dass wir eigentlich gar nicht viel über die Klimakonferenz in Kopenhagen informieren müssen. Alle wissen, dass diese Konferenz stattfindet. Es ist auch erstaunlich, wie viel Hintergrundwissen und was für eine enorme Erwartungshaltung gegenüber der Bundesregierung da ist. Sehr viele Menschen erwarten einfach, dass die deutsche Delegation in Kopenhagen eine Vorreiterrolle einnimmt.

Habt ihr auch schlechte Erfahrungen gemacht?
Nein. Die Leute reagieren sehr positiv auf uns: Wir sind als Meerjungfrauen gekleidet und haben einen Handwagen mit der Aufschrift »In CO2penhagen muss was laufen« dabei. Wir machen keine normalen Infostände, sondern wir laufen durch die Region und die Menschen kommen auf uns zu. Es gibt auch einige, die sich unserem Lauf anschließen – nicht nur Aktivisten, sondern auch Menschen, die sagen: »Das ist auch meine Klimakonferenz, ich nehme mir die Zeit und gehe einfach mal einen Tag mit.«

Die meisten Teilnehmer fliegen aber zu der Klimakonferenz und werden Unmengen CO2 produzieren. Wäre eine Videokonferenz nicht sinnvoller – dann bräuchte man weder wandern noch fliegen?
Es ist schon sinnvoll, dass sich die Menschen von Angesicht zu Angesicht begegnen. Während wir diesen riesigen Aufwand im Vorfeld betreiben, hätte die Kanzlerin von ihrem warmen Sessel aus schon viel unkomplizierter etwas für das Gelingen von Kopenhagen tun können. Doch wenn der Wille nicht da ist, fragt sich auch, wie sinnvoll es ist, wenn die ganzen Staats- und Regierungschefs dahin fliegen. Wenn sie schon hinfliegen, dann müssen sie auch mit guten Ergebnissen zurückkommen.

Je näher der Klimagipfel rückt, desto skeptischer werden viele Beobachter, dass es zu einer Einigung kommt. Könnte euer Ziel eine riesige Enttäuschung werden?
Unser Lauf hat schon viel bewegt, da wir mit unzähligen Leuten gesprochen haben. Um die Klimaerwärmung und die Urwaldabholzung zu stoppen, muss diese Chance von Kopenhagen genutzt werden. Wir werden alles daran setzen, das Maximum zu erreichen – das Klima duldet keinen Aufschub.

Fragen: Susanne Götze

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