HRE erneut mit hohem Verlust
München (dpa/ND). Die Krisenbank Hypo Real Estate belastet den Bund als neuen Besitzer mit einem erneuten Milliardenverlust in diesem Jahr. Bis Ende September häufte der Immobilienfinanzierer ein Minus von 1,7 Milliarden Euro an. Eine rasche Besserung ist nicht in Sicht. »Wir sind bei Weitem nicht am Ziel«, sagte Vorstandschef Axel Wieandt am Mittwoch in München. Allein im dritten Quartal machte der verstaatlichte Konzern vor allem durch Wertberichtigungen auf Immobilienkredite ein Minus von 574 Millionen Euro und rechnet auch im vierten Quartal mit roten Zahlen.
»Das Ergebnis der ersten neun Monate des Jahres ist nicht zufriedenstellend«, sagte Wieandt. Geschuldet sei es neben der besonderen Lage der HRE auch den schwierigen Marktbedingungen. Die Belastungen durch die Finanzkrise hätten den gewerblichen Immobilienmarkt besonders in Nordamerika und Europa stark getroffen. Durch die Wirtschaftskrise stehen weltweit viele Bürogebäude leer und verlieren dadurch an Wert. Bis Ende September musste sich die HRE mit fast 1,9 Milliarden Euro für mögliche Kreditausfälle wappnen. Mit der Rückkehr in die schwarzen Zahlen rechnet die HRE weiterhin frühestens im Jahr 2012. Bis dahin muss der Bund der Immobilienbank weiter unter die Arme greifen, um sie vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Eine weitere Kapitalunterstützung sei Voraussetzung für die Fortführung des Konzerns, erklärte die HRE.
Die Neuausrichtung mache aber gute Fortschritte, sagte Wieandt, der seit gut einem Jahr an der Spitze der HRE steht. Sein Ziel ist es, den Konzern zu einer kleineren Spezialbank für Immobilien- und Staatsfinanzierung zu schrumpfen. Teil ist ein deutlicher Stellenabbau. In diesem Jahr verringerte sich die Zahl der Mitarbeiter um mehr als 300 auf zuletzt 1480 Beschäftigte.
Vor gut einem Jahr stand die HRE kurz vor dem Kollaps und wurde vom Bund und anderen Banken gerettet. Inzwischen hat sie Kapitalhilfen und Staatsgarantien von mehr als 100 Milliarden Euro erhalten. Für dieses und die kommenden Jahre geht die HRE von einem Kapitalbedarf von 10 Milliarden Euro aus, von denen sie einen Teil bereits erhalten hat.
Gegen die Verstaatlichung und das Herausdrängen der letzten Aktionäre sind rund 50 Klagen anhängig. Heute wird sich das Landgericht München nach Angaben der Anwältin Daniela Bergdolt erstmals mit der Anfechtungsklage eines Aktionärs befassen.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.