Die Warnungen der Kunst

Von Goethes Brotschimmel, dem Scheitern der Gralsritter und demolierten Kindheiten

  • Wolfgang Brauer
  • Lesedauer: ca. 8.0 Min.

Vom 25. September bis zum 26. Oktober 1813 schrieb Friedrich Rochlitz Tagebuch. Daran wäre nichts Ungewöhnliches, wenn sich der Musikschriftsteller zu jener Zeit nicht in Leipzig aufgehalten hätte. Hautnah wurde er so zum Zeugen jenes Gemetzels, das als »Völkerschlacht« in die Geschichte einging. Friedrich Rochlitz wusste, dass er Augenzeuge historischer Ereignisse wurde, und er schrieb auf, was er sah, hörte und roch. Mehrmals am Tage inmitten all der Not, bedrängt von Furcht um die Familie und eigener Todesangst. In einer Vorrede rechtfertigt er sein Vorgehen: »Gleichwohl … ziehen mit der später gefundenen Wahrheit auch der später gebildete Irrtum mit und nimmt, findet er nicht Widerspruch, Sitz und Stimme in der Geschichte …«

Rochlitz hatte bereits zum Zeitpunkt des Erscheinens seines Büchleins 1816 mit politisch zurechtgebogener (»später gefundener«) Wahrheit zu tun. Die Repressionsmaschinen der Restauration liefen au...


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