Vom Regen in die Traufe und danach in die Dachrinne

20 Jahre Systemwechsel an Donau und Theiß

  • Gábor Kerényi, Budapest
  • Lesedauer: ca. 7.0 Min.

Rückblickend kann die ungarische Geschichte der zwei Jahrzehnte seit dem Systemwechsel als Abfolge einander teilweise rasch ablösender, teilweise langfristiger Dilemmata beschrieben werden.

Rechtsradikal und rassistisch: die Ungarische Garde im September 2008 auf dem Budapester Heldenplatz. Die gerichtliche Auflösung der Garde rief in diesem Sommer heftige Proteste hervor. Fotos: dpa; ND-Karte: W. Wegener
Rechtsradikal und rassistisch: die Ungarische Garde im September 2008 auf dem Budapester Heldenplatz. Die gerichtliche Auflösung der Garde rief in diesem Sommer heftige Proteste hervor. Fotos: dpa; ND-Karte: W. Wegener

Ganz am Anfang war die größte Frage, ob die Machtelite des alten Regimes von sich aus auf ihre Privilegien verzichten würde. Damalige Analysen gingen mehrheitlich davon aus, dass die Option des friedlichen Wandels real war, weil sich die spätstaatsozialistische Technokratie als zentrale Kraft innerhalb der politischen Elite der Marktwirtschaft schon mehr oder weniger verschrieben hatte. Darum sei sie fähig, ihre politische, wirtschaftliche und teils kulturelle Macht in Geld und dadurch in Kapital zu konvertieren. Doch die Wenigsten hätten dieser Parteielite zugetraut, was tatsächlich geschehen sollte: dass in Ungarn gerade sie zur wichtigsten inländischen Triebkraft des Systemwechsels wurde. Kaum jemand innerhalb des sogenannten Ostblocks sah voraus, dass sich die eigentlichen Inhaber der wirtschaftlichen und politischen Macht in die Besitzer und Manager der multinationalen Unternehmungen verwandeln würden.

In Sachen Privatisierung, de...


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