Robert Enke und Therapie-Tipps

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.
Der Autor leitet das Feuilleton-Ressort dieser Zeitung.
Der Autor leitet das Feuilleton-Ressort dieser Zeitung.

Wo etwas uns die Sprache raubt, meldet sich die Stimme am eifrigsten. Wo der Tod, wie bei Robert Enke, das Leben auf eine Weise zerreißt, dass nur Schweigen möglich ist, da einverleiben wir uns die Situation mit Wörtern eines präzisen Kategorienapparates, der die sofortige Beherrschbarkeit der Lage signalisiert. Es darf noch im Erschütterlichsten keinen »Riss im üblichen, gewöhnlichen Bemerken« geben, so Ernst Bloch.

Die »Hannoversche Allgemeine Zeitung« meint, mit ihrem TV-Auftritt habe Enkes Witwe »nicht nur vielen Menschen geholfen, die ratlos Gründe suchen, warum ein gefeierter Star nicht mehr leben mochte, sie hat der Krankheit Depression … ein menschliches Gesicht gegeben«. Geholfen haben, ein menschliches Gesicht geben – das ist der Selbstbeschwichtigungs-Irrtum des medialen Geschäfts, bei dem jeder Blick in die Welt ein Blick in den Spiegel ist, und dieser Spiegel wirft nur noch Zeichen eines umfassenden Sinninfark...


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