Wende oder Revolution?
Keinesfalls nur eine scholastische Frage. Der Herbstumbruch vor 20 Jahren im deutschen Geschichtsbewusstsein
Der Herbstumbruch von 1989 hat zu einer eigentümlichen Renaissance des Revolutionsbegriffs geführt. Und diese Wiedererweckung ist von einer eigentümlichen historischen Frontverkehrung begleitet: Konservative Geister rühmen die erste geglückte deutsche Revolution von 1989. Eher links stehende Antipoden tun sich schwer mit ihr und ihren Ergebnissen, wie erst vor wenigen Wochen der öffentliche Streit zwischen Bärbel Bohley und Joachim Gauck über ihre Haltung zu Mauerfall und Wiedervereinigung lehrte. Noch eigentümlicher ist, das ausgerechnet staatliche Einrichtungen und Ämter wie des Bundesbeauftragten für Kultur und Medien, der ein revolutionsgeschichtliches Stelenprojekt in Berlin fördert, oder die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur in Bezug auf »1989« eine enge Affinität zum Revolutionstopos pflegen, während der alltägliche Sprachgebrauch der ganz überwiegenden Mehrheit in der Gesellschaft die Rede von der »Wende« bevorzu...
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