Schätze aus dem Trassengraben

Pipelinebau lässt Archäologen jubeln

  • Martina Rathke, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.

Seit 2007 begleiten Archäologenteams den Bau der Pipelinetrasse Opal durch Vorpommern. Die Vielzahl der Funde übertrifft alle Erwartungen.

Anklam. Mehr als zwei Jahrtausende lagerte die Urne in einem Gräberfeld bei Steinfurth (Ostvorpommern) im Ackerboden, bis vor einem Monat Archäologen auf die sensationelle Begräbnisstätte mit mehr als 50 Grabgefäßen stießen. Nahezu alle Behältnisse waren unversehrt, inzwischen hat Restauratorin Anica Kelp mit ihrer Kollegin zehn der Grabbehältnisse restaurieren können. Der Leichenbrand aus den Urnen – die sterblichen Überreste der Toten – wird im Landesamt für Denkmalpflege untersucht. »Mit Hilfe von anthropologischen Untersuchungen wollen wir möglichst das Alter, Geschlecht, Krankheiten und wenn möglich auch Verwandtschaftsverhältnisse der Toten feststellen«, sagt Archäologe Lars Saalow.

Das Gräberfeld ist nur eine der Fundstätten, die die Archäologen bei den Untersuchungen im Zusammenhang mit dem Bau der Erdgaspipeline Opal in Staunen versetzen. Seit 2007 graben sich bis zu sechs Teams entlang der 103 Kilometer langen Trasse durch die Geschichte des östlichen Landesteils. Seitdem stießen die Archäologen auf 56 bis dahin unbekannte Fundstätten. Insgesamt wurden 80 Fundplätze untersucht. »Wir haben mehrere tausend Befunde gesichert – aus der vorgeschichtlichen Zeit bis zur Neuzeit«, erklärt Projektleiter Saalow. 200 von ihnen werden derzeit erstmals in der Ausstellung »Schätze aus dem Leitungsgraben« in Anklam präsentiert.

Die Vielzahl und die Qualität der Befunde räumt auf mit dem Vorurteil, dass Vorpommern über die Jahrtausende hinweg eine rückständige und wenig besiedelte Region gewesen ist. Die Grabungsteams stießen bei Wrangelsburg auf Reste einer bronzezeitlichen Siedlung mit Ofenanlagen, Feuerstellen und Vorratsgruben.

Die Grabungen lösen bei den Archäologen dennoch zwiespältige Gefühle aus, wie Saalow eingesteht. »Die beste Sicherung eines Bodendenkmals ist natürlich, es nicht anzurühren«, sagt der Fachmann. Müsse ein Bodendenkmal geöffnet und zum Teil zerstört werden, müssen möglichst alle Informationen, die die Fundstätte preisgibt, gesichert werden.

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