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Eine Luftschau im Trudeln
Zukunft der ILA in Schönefeld bleibt ungewiss / »Gutes Stück voran« zum neuen Standort Selchow
Als höchst riskant, militaristisch und umweltfeindlich war die ILA bei den Linken im Lande immer verschrien. Nun bemühen sich ausgerechnet zwei Wirtschaftsminister der LINKEN um die Rettung der trudelnden Luftschau.
Die künftige Ausrichtung der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) in Schönefeld (Dahme-Spreewald) ist fraglich. Ob sie überhaupt weiter stattfindet, wird sich in den kommenden Wochen entscheiden. Wie Brandenburgs Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (LINKE) auf eine diesbezügliche Anfrage mitteilte, muss der anvisierte neue ILA-Standort am künftigen Flughafen Berlin-Brandenburg International »gegenwärtig als nicht gesichert« gelten. Sowohl Christoffers als auch Berlins Wirtschaftssenator Harald Wolf (LINKE) wollen die ILA-Geschichte an diesem Standort jedoch fortschreiben.
Der Flughafenneubau hat das historische ILA-Gelände gleichsam geschluckt. Nur die Schau im nächsten Jahr könnte dort noch einmal stattfinden. Ein Ersatz wurde von der Betreibergesellschaft Messe Berlin am Westende des BBI in der Gemarkung der Gemeinde Selchow ausersehen.
Wirtschaftsminister Christoffers führt die nicht ausgeräumte Unsicherheit vor allem darauf zurück, »dass die Frage der Finanzierung nicht geklärt ist«. Deshalb habe er sich bereits am 9. November mit führenden Vertretern der ILA-Partner verständigt. Darunter seien der Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie und die Messe Berlin GmbH gewesen. Der zur Verfügung stehende Zeitrahmen für das Projekt sei eng, unterstrich der Brandenburger Minister.
Dem Vernehmen nach müssten die Länder Brandenburg und Berlin für eine Luftschau im kommenden Jahr 7 Millionen Euro bereitstellen. Für die erneute Ausrichtung 2012 wäre eine Summe zwischen 60 Millionen und 120 Millionen erforderlich.
Das Projekt, einen ILA-tauglichen Standort bei Selchow zu schaffen, ist laut Christoffers »äußerst komplex« und »in mehrfacher Hinsicht sensibel« sowie auch von »Interessengegensätzen gekennzeichnet«. Doch sei man in den bisherigen Verhandlungen »ein gutes Stück vorangekommen« und habe »wesentliche Grundlagen geschaffen«.
Unter anderem konnten »eine Reihe von Grundstücks- und Genehmigungsfragen geklärt« werden, fuhr Christoffers fort. Vor diesem Hintergrund habe er die ILA-Partner aufgefordert, alternative Finanzierungsvorschläge zu unterbreiten. Das gelte auch für das Land Brandenburg.
Schon im vergangenen Jahr war die Zahl der ILA-Besucher rückläufig. Einen Besucherrekord verzeichnete die Schau 2006, als mit der Präsentation des Riesen-Flugzeugs A 380 ein bedeutender Magnet existierte. Damals kamen 251 150 Besucher, davon 115 000 Fachbesucher. Laut Ministerium wird die ILA »ihrer Rolle als Instrument der weltweiten Standortwerbung für die Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg in besonderem Maße gerecht«. Insofern seien die fast 3 Millionen Euro, die allein das Land Brandenburg in die ILA 2008 investiert hatte, »gut angelegtes Geld«.
Nach den Anschlägen auf das World Trade Center 2001 wurde ein neues Sicherheitssystem für die ILA entwickelt. Es sieht vor: lärmarme Veranstaltungen in der Mittagszeit, verstärkte Nutzung des Luftraums außerhalb des Flughafens, Verbot schneller Überflüge mit mehr als 550 Knoten und eine präzise Überwachung der Flugbewegung mittels eines speziellen Radarsystems der Bundeswehr.
Vor einiger Zeit hatte die Landesregierung mitgeteilt, dass die Akzeptanz der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung auch bei den Anliegern deutlich zugenommen habe. Vom »größten Teil der Bevölkerung« werde sie als erheblicher Wirtschafts- und Imagefaktor anerkannt, hieß es in einer Stellungnahme des Wirtschaftsministeriums. Das könne aus der »relativ geringen Nachfrage der anliegenden Gemeinden nach Informations- und Diskussionsveranstaltungen« sowie aus der »geringen Zahl der Beschwerden« geschlossen werden.
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