Kreuzwege

Klaus Joachim Herrmann über eine geplagte Verkehrssenatorin

  • Lesedauer: 2 Min.

Die Verkehrssenatorin ist nicht zu beneiden. Frau Junge-Reyer geht es derzeit weder mit der Autobahn 100 noch mit der S-Bahn gut. Beim rollenden und auch eben nicht rollenden Material auf den Schienen bleibt es wohl allzu lange schon bei starken Worten ohne eine durchschlagende Wirkung. Gewiss wurden Entgelte an den renditegeilen Bahnkonzern um namhafte Summen gekürzt, doch ein Auslaufen des Vertrages muss vorerst Drohgebärde bleiben. Wer könnte ein solches Mammutunternehmen wie die Berliner S-Bahn übernehmen und auch noch betreiben? Falls die S-Bahn so weitermache, werde eine Neuausschreibung ernsthaft zu prüfen sein, sagte die Senatorin gestern im Abgeordnetenhaus denn auch eher lau.

Beim Unternehmen Autobahn wiederum demonstriert dieselbe Senatorin unerbittliche Entschlossenheit und macht weiter als wäre nichts passiert. Keinen Anlass will sie gesehen haben, den Weiterbau der A 100 in Frage zu stellen. Dabei gibt es Zeichen der schroffen Ablehnung des Vorhabens längst übergenug. Heute macht sich die rot-rote Koalition Hände und Rücken frei, die Vergabe künftiger Mittel im Hauptausschuss des Parlaments bis zum Stillstand abzubremsen. Bei diesem Thema bemüht sich Junge-Reyer nicht einmal um den Anschein, flexibel sein und neu abwägen zu können.

Es sieht alles danach aus, dass sich die Senatorin sowohl bei der S- als auch der Autobahn am Kreuzweg befindet. Da muss sie sich entscheiden, ob sie es gegenüber der S-Bahn bei Worten belässt und für die Autobahn am Ende gegen die eigene Koaliton und somit ziemlich allein da steht.

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